Es gibt wohl kaum einen anderen Streifen Strand, der mehr dem australischen Urlaubsklischee entspricht als die Gold Coast im Bundesstatt Queensland. Auf dem schmalen, knapp 70 Kilometer langen Küstenabschnitt im Südosten des Kontinents sind dem Vergnügen im Normalfall keine Grenzen gesetzt: Wolkenkratzerhohe Luxushotels, zahlreiche Nachtclubs, Casinos, Einkaufszentren und Themenparks wie Sea World oder Dreamworld buhlen um die Gunst der rund elf Millionen Besucher, die jährlich ins Touristenmekka mit dem noch immer leicht billigen Image pilgern.

Corona am anderen Ende der Welt

Doch von Normalität ist nun auch dieser Teil der Welt weit entfernt - die Auswirkungen des Coronavirus sind deutlich spürbar. 452 Menschen waren in Down Under Stand Mittwochabend infiziert, Tendenz stark steigend. Noch spielt die Musik etwa in Surfers Paradise, das dank einer Ansammlung von Beton und Neon zwar an Las Vegas erinnert, aber "Miami des Südens" genannt wird -, noch bis in die Morgenstunden. Doch die Tanzflächen und Bars bleiben großteils leer, nur wenige Jugendliche feiern als gäbe es kein Morgen mehr.

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Um zu sehen, wie sehr Touristenhochburgen wie diese unter der Pandemie leiden, reicht ein einziger Blick auf die nahezu verwaisten Straßen. "Normalerweise muss man sich hier seitlich fortbewegen, weil so viel los ist, das Zehnfache schätze ich", sagt Steve. Der 26-Jährige leitet im ansonsten pulsierenden Zentrum von Surfers Paradise ein Ticketbüro. Jet-Ski-Fahrten, Eintrittskarten für die nahen Vergnügungsparks oder andere adrenalingeladene Ausflüge zu verkaufen war für ihn noch vor Wochen ein Leichtes, das Geschäft florierte, mittlerweile sind die Umsatzzahlen dramatisch eingebrochen. "Mein Vater meint, so wenige Menschen hat er hier in den letzten 40 Jahren noch nicht gesehen und wir haben keine Ahnung, wie es weitergeht."

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Wohin die Reise geht weiß auch ein junges Paar aus der Schweiz nicht, das nach Wochen in Neuseeland und Australien nach Japan weiterziehen wollte, um in Tokio die Kirschblüte zu erleben. "Rational gesehen wäre es wohl gescheiter, hier zu bleiben, weil die Situation in Australien noch nicht so dramatisch wie bei uns in der Schweiz ist und wir noch Zeit hätten, andererseits macht man sich natürlich große Sorgen um Freunde und Familie und will im Notfall in der Nähe sein", schildern die Mittzwanziger aus Aarau ihre Zwickmühle, "wir tendieren momentan stark dazu, die Heimreise anzutreten."

Einige gehen noch weiter surfen

Während die Köche der zahlreichen Foodmarkets nur noch wenige Gäste bewirten können, Hoteliers die wenigen Ankommenden freundlich begrüßen ("Es gab zuletzt so viele Stornierungen - schön, dass ihr doch gekommen seid"), Apotheker sowie Drogeristen bei Fragen nach bereits seit Wochen nicht mehr verfügbaren Desinfektionsmitteln mittlerweile leicht genervt die Augen überdrehen und Verkäufer generell erleichtert zu sein scheinen, wenn man mit Sicherheitsabstand mit Kreditkarte bezahlt, lassen sich die Surfer am naheliegenden Burleigh Heads Beach nicht beirren und liegen noch in großer Anzahl auf ihren Brettern.

© Felix Steinle

Seit Tagen kursiert in den sozialen Medien der Witz, dass sich US-Amerikaner in dieser weltumspannenden Krise mit Waffen und Medikamenten, Italiener mit Grappa und Zigaretten, Franzosen mit Kondomen und Rotwein und Österreicher mit Klopapier und Nudeln eindecken. Die wenig überraschende Pointe: Man lebt als Österreicher im falschen Land. Aber auch in Down Under hatten die Kunden bei ihren Hamsterkäufen hauptsächlich zwei Ziele: Teigwaren und Toilettenpapier.