In Österreich lagen bis Dienstagnachmittag 24 offiziell bestätigte Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus vor. Dazu wurden drei weitere Fälle bekannt, die im Unternehmen eines schwer erkrankten Wiener Juristen aufgetreten sind. Am Wiener Landesgericht wurde deswegen eine Hauptverhandlung abberaumt. 

Die bestätigten Fälle nach Bundesländern:

  • 14 Fälle gibt es derzeit in Wien
  • Drei in Niederösterreich
  • Zwei in Tirol
  • Zwei in Salzburg
  • Drei in der Steiermark
  • 2.683 Tests wurden bisher österreichweit durchgeführt

Österreich ist bei den bisherigen Coronavirus-Erkrankungsfällen "relativ stabil". Derzeit gibt es hierzulande "21 plus drei" Infizierte, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) im Vorfeld der heutigen 2. Sitzung des Medizinischen Fachbeirats zum Coronavirus. Bisher wurden landesweit rund 2.700 Testungen durchgeführt.

Zuletzt wurden am Dienstag in Wien drei Fälle bekannt, die im Unternehmen eines schwer erkrankten Wiener Juristen aufgetreten sind. Die Kanzlei hatte alle Mitarbeiter privat bei einem deutschen Institut testen lassen. Die behördlichen Bestätigung-Tests waren am Dienstag noch ausständig. Warum dies nicht bereits zuvor erfolgte, blieb unklar. Derartige Untersuchungen könne "jeder Privatmensch auf private Kosten in Auftrag geben", sagte Anschober. "Wir warten die Bestätigung ab", sagte Michael Binder, der medizinische Direktor des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV). Dann soll die Frage nach dem Warum geklärt werden.

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Binder betonte, dass unklar ist, wie viele Personen in Österreich tatsächlich mit dem Coronavirus infiziert sind. "Derzeit können wir es nicht sagen. Wir wissen aber, dass nur ganz wenige Menschen mit symptomhafter Coronavirus-Erkrankung bekannt sind", sagte Binder. Er ging davon aus, "dass nur eine kleine Menge mit nicht erkannter Coronavirus-Erkrankung derzeit vorhanden ist".

"Ein stark ausgebautes Testnetz"

Jedenfalls können nicht "alle Symptomlosen" getestet werden. Denn der Test "ist weder zu 100 Prozent sensitiv noch spezifisch", das heißt, damit können "nicht alle tatsächlich Erkrankten ganz genau" erkannt werden. Laut Binder sind etwa 98 Prozent der Testergebnisse spezifisch. "Wenn wir ungefiltert Menschen ohne Symptome oder Bezug zu dieser Erkrankung testen, würden wir eine sehr große Anzahl falsch-positiver Ergebnisse haben", erklärte der KAV-Direktor. Das würde sich auf die aktuelle Situation "nicht positiv auswirken". Das betreffe aber nicht nur Österreich, sondern die ganze Welt. "Es ist nicht ratsam, Personen zu testen, die keine Krankheitssymptome haben", konstatierte Binder.

Anschober betonte, dass es in Österreich bereits "ein stark ausgebautes Testnetz" gibt. Mit den Kapazitäten "muss man vernünftig umgehen und zielorientiert testen", sagte der Gesundheitsminister. In Wien gibt es beispielsweise vier Labore, die Tag und Nacht in einem abgestimmten Stundenplan die Untersuchungen durchführen, ergänzte Binder.

Anschober sagte einmal mehr, dass das System in Österreich "gut funktioniert". "Wir sind das einzige Land in Europa, das derzeit auch einen Großteil der entsprechenden Absonderungsmaßnahmen vor Ort zu Hause durchführt", so der Gesundheitsminister. Der heimische Weg sei auch "sehr klug, weil er Ressourcen spart in den Spitälern, die werden wir noch brauchen", meinte Anschober. Außerdem zeige sich, "dass in den meisten Fällen in Österreich ein sehr entspannter Erkrankungsfall zu beobachten ist". Es gibt nur einen einzigen Fall mit einer schweren Erkrankung. Diese betrifft den Juristen, der vor dem positiven Testergebnis bereits zehn Tage im Krankenhaus als Grippekranker stationär behandelt wurde und derzeit nicht ansprechbar ist.

Von den drei - von insgesamt bisher 21 - am Dienstag bekannt gewordenen bestätigten SARS-CoV-2-Fällen traten zwei in Wien und einer in Niederösterreich auf. Es handelt sich zum einen um ein Paar aus Wien, das sich nach einem Italien-Aufenthalt bei den Behörden meldete. Die Betroffenen sind "mit leichterer Symptomatik in häusliche Absonderung an ihrer Wohnadresse" genommen worden seien, so Huber.

Zum anderen bestätigte sich bei einer Frau im Bezirk Korneuburg der Verdacht. Auch bei ihr nehme die Erkrankung einen leichten Verlauf, sagte Detlef Polay, Sprecher des Einsatzstabs im Innenministerium. Die Patientin befinde sich daher mit zwei weiteren Familienmitgliedern ebenfalls in Heimquarantäne. Der "Patient 0" sei in diesem Fall bekannt: Die Betroffene habe Kontakt mit einer schon vor einigen Tagen als infiziert ermittelten Person gehabt.

"Appelliere daran, Geduld zu haben"

Laut Gesundheitsministerium gab es damit 21 offiziell bestätigte Erkrankungsfälle in ganz Österreich: elf in Wien, drei in Niederösterreich, zwei in Tirol, weitere zwei in Salzburg und drei in der Steiermark. 2.683 Tests wurden bisher durchgeführt. Weiterhin befinden sich rund 350 Menschen in Quarantäne. Meist handelt es sich dabei um Personen, die engen Kontakt mit am neuartigen Coronavirus Erkrankten hatten und als Vorsichtsmaßnahme auf behördliche Anweisung abgesondert wurden. "Ich appelliere daran, die Geduld zu haben. Wir haben eine Inkubationszeit von bis zu zwei Wochen. Unser Grundkonzept ist die Ausbreitung auf Basis des jeweiligen Erkrankungsfalles und des Umfelds zu unterbinden", sagte Anschober. Er habe den Eindruck, dass die meisten Betroffenen geduldig seien.

Unterdessen wurde bekannt, dass sich auf dem Kreuzfahrtschiff "Aida Aura", das wegen eines Verdachtsfalls von SARS-CoV-2 mit rund 1.200 Passagieren am Dienstag im Hafen der norwegischen Küstenstadt Haugesund lag, elf Österreicher befinden. Peter Guschelbauer, Sprecher des Außenministeriums in Wien, rechnete mit einer Abklärung im Lauf des Tages. Somit sei bis zum Nachmittag auch mit einer Entscheidung zu rechnen, ob das Schiff auslaufen darf. Die Botschaft in Oslo sei mit den norwegischen Behörden wegen der elf Österreicher auf dem Schiff in Kontakt. Die "Aida Aura" war am 29. Februar von Hamburg zu einer Reise entlang der norwegischen Küste aufgebrochen. Am Montag erreichte das Schiff seine erste Station Haugesund an der Südwestküste Norwegens.

Alle Testergebnisse aus Tiroler Bezirk Reutte negativ

Die Testergebnisse der vier isolierten Personen im Bezirk Reutte mit Verdacht auf Coronavirus sind negativ. Sie bleiben aber weiterhin in der angeordneten 14-tägigen Quarantäne, teilte das Land Tirol Dienstagabend mit. Die vier Personen wurden als enge Kontaktpersonen des erkrankten Mitarbeiters eines Unternehmens in Pfronten im deutschen Allgäu ausgemacht.

"Wir sind mit den betroffenen Personen in Kontakt und haben sie über die Testergebnisse sowie notwendige Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen informiert", sagte die zuständige Bezirkshauptfrau Katharina Rumpf. Man behalte die Entwicklungen im Bezirk weiter im Auge, beruhigte Rumpf.

Am Sonntag wurde bekannt, dass ein Mitarbeiter eines Werkes in Pfronten mit insgesamt 1.600 Angestellten mit dem Virus infiziert ist. 160 Mitarbeiter des Unternehmens stammen aus dem Bezirk Reutte. Die Abklärungen wurden am Dienstag bereits abgeschlossen. Außer für die vier Personen, die nun isoliert sind, gibt es keine Einschränkungen mehr. Zuvor waren die Tiroler Mitarbeiter und deren Familien angewiesen worden, zuhause zu bleiben. Der betroffene Betrieb werde voraussichtlich am Mittwoch wieder öffnen, hieß es.

Fiebertests am Flughafen Wien wieder aufgenommen

Auf dem Flughafen Wien in Schwechat sind am Dienstag wieder Fiebertests aufgenommen worden. Gescannt werden Passagiere von Direktverbindungen aus dem Iran und Südkorea, teilte die niederösterreichische Landessanitätsdirektorin Irmgard Lechner vor Journalisten in St. Pölten mit. Jeder Fluggast werde auch eine Aussteigekarte (Passenger Locator Card) mit entsprechenden Angaben ausfüllen müssen.

Bereits im Februar waren Fiebertests bei Passagieren auf Direktflügen aus China respektive Peking durchgeführt worden. Nachdem die Flüge von Air China eingestellt wurden, gab es zuletzt keine Kontrollen der niederösterreichischen Sanitätsdirektion.

Weiter in Quarantäne

Was Österreich betrifft, da befinden sich laut dem Ressortchef weiterhin rund 350 Menschen in Quarantäne. Meist handelt es sich dabei um Personen, die engen Kontakt mit am neuartigen Coronavirus Erkrankten hatten und als Vorsichtsmaßnahme auf behördliche Anweisung abgesondert wurden, hatte es am Montag vom Einsatzstab im Innenministerium geheißen. "Ich appelliere daran, die Geduld zu haben. Wir haben eine Inkubationszeit von bis zu zwei Wochen. Unser Grundkonzept ist die Ausbreitung auf Basis des jeweiligen Erkrankungsfalles und des Umfelds zu unterbinden", sagte der Minister vor dem Gesundheitsausschuss. Er habe den Eindruck, dass die meisten Betroffenen geduldig seien.

Für die Bekämpfung des Virus sei man derzeit bei der Erarbeitung zusätzlicher Maßnahmen, "da werden wir morgen beim Ministerrat einiges mehr sagten können", kündigte Anschober an und verwies zudem auf eine Sitzung des medizinisch-wissenschaftlichen Beraterstabs, der am heutigen Tag um 16.00 Uhr im Gesundheitsministerium zusammenfinden soll.

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