Wer kann ihm schon widerstehen, dem "Cat Content", also den Bildern und Videos von Katzen, die in den sozialen Medien ein Garant für Aufmerksamkeit sind.

Gigantischer Katzen-Content

Man stelle sich vor, eine riesige Glückskatze blickt von einer LED-Werbetafel herab und leckt sich genüsslich die Pfoten. Seit Juli 2021 schmückt sie einen Häuserblock im Tokioter Stadtteil Shinjuku.

Pandabären & Pokémon

Videos der wahlweise schlafenden, spielenden und miauenden 3D-Katze gingen sofort viral. Nachfolger ließen nicht lange auf sich warten: Bald tauchten Tigerbabys, Pandabären, Pokémon-Figuren und alles, was gemeinhin als "süß" gilt, auf dreidimensionalen Bildschirmen in ganz Tokio auf.

Ein virtuelles Tigerbaby "hüpft" aus dem Bildschirm
Ein virtuelles Tigerbaby "hüpft" aus dem Bildschirm © Youtube
Auch Pokémon-Fans kommen bei den 3D-Billboards auf ihre Kosten
Auch Pokémon-Fans kommen bei den 3D-Billboards auf ihre Kosten © Youtube

Gemeinsam haben sie nicht nur den hohen Niedlichkeitsfaktor, sondern auch einen besonderen Effekt: Stellenweise scheint es, als "hüpften" oder fielen die Objekte regelrecht aus dem Bildschirm heraus.

Optische Illusion lässt Objekte aus Bildschirm fallen

Diese optische Illusion entsteht durch 3D-Technologie, die zwei verschiedene Bildperspektiven eines einzigen Objekts kombiniert und in ein Gesamtbild zusammenführt. Dieses wird auf einem "gekrümmten", konkav geformten Bildschirm dargestellt, der beispielsweise um eine Hausecke gespannt ist. Unsere beiden Augen sehen das Objekt dadurch aus verschiedenen Blickwinkeln und die Objekte erwecken den Anschein, aus dem Bildschirm "herauszutreten".

Beliebte Werbeflächen

An derartig spektakulären Anzeigen geht man nicht einfach so vorüber. Nicht zuletzt durch die optische Illusion zielen sie darauf ab, Passanten zum Stehenbleiben und Interagieren zu bringen. Konzerne und Unternehmen machen sich dies zunutze.

Erfolgreiche "Nike"-Kampagne

Ein prominentes Beispiel ist der amerikanische Sportartikelhersteller Nike, der 2022 sein Turnschuhmodell "Air Max" vom berühmten japanischen Billboard in Shinjuku projizierte. In dem virtuellen Clip wird der Herstellungsprozess der Schuhe mit allerlei Spezialeffekten nachgezeichnet, wobei der Schuh stellenweise auch aus dem Billboard "herausgereicht" wird. Die "3D OOH" genannte Kampagne, die aus einer Kooperation von Nike mit der japanischen Kreativagentur Cekai entstand, erzeugte hohe Aufmerksamkeit in den sozialen Medien.

Mit Actionhelden auf Tuchfühlung

Auch Streaming-Anbieter wie Netflix und Amazon Prime sprangen auf den Zug auf. Damit schwappte der 3D-Billboard-Trend auch in westliche Länder herüber: Am Times Square in New York oder am Piccadilly Circus in London liefen speziell gefertigte 3D-Trailer für Blockbuster-Filme wie "Marvel's Midnight Suns", "The Gray Man" oder den Fantasyfilm "The Wheel of Time". Gruselige Monster, die aus dem Bildschirm nach Passanten greifen, und herabstürzende Actionhelden inklusive.

Wenn Monster am Londoner Piccadilly Circus aus dem Bildschirm greifen, wird es besonders lustig
Wenn Monster am Londoner Piccadilly Circus aus dem Bildschirm greifen, wird es besonders lustig © Youtube
POV: Wenn einem Ryan Gosling aus einem Bildschirm entgegenfällt ...
POV: Wenn einem Ryan Gosling aus einem Bildschirm entgegenfällt ... © Youtube

Wirklichkeit, gemischt

In Zeiten, wo die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne angeblich immer geringer wird, muss Werbung immer härter kämpfen, um besonders herauszustechen. 3D-Billboards haben einen hohen Sensationswert, indem sie die Illusion erzeugen, dass das Virtuelle sich mit der Wirklichkeit mischt.

Mixed Reality am Vormarsch?

Ein jüngeres Beispiel zeigt, dass sich Werbemacher immer drastischere Mittel einfallen lassen. Bei einem im Fernsehen und Internet übertragenen NFL-Footballmatch im Oktober 2022 erschien Zusehern plötzlich ein gigantischer Rasierer der Marke Gilette mitten am Spielfeld. Die Platzierung eines 3D-Objekts in eine TV-Übertragung ist ein Beispiel einer sogenannten "Mixed Reality"-Umgebung, in der virtuelle mit realen Objekten interagieren.

Der Riesenrasierer verstörte einige Zuseher
Der Riesenrasierer verstörte einige Zuseher © Youtube

Im Fall des Riesenrasierers wurde dies von vielen Zusehern jedoch als aufdringlich wahrgenommen. Dann also doch lieber gigantische Tierbabys auf 3D-Bildschirmen.