Italienische Tierschutzverbände protestieren gegen Pläne der autonomen Provinz Trient, den Problembären zu erlegen, der am Mittwoch einen 26-jährigen Jogger angegriffen und getötet haben soll. Die Tierschutzverbände baten das Umweltministerium, zusammen mit der Provinz Trient Maßnahmen zur Verbesserung des Umgangs mit der Bärenbevölkerung in der Region zu besprechen. Wichtig sei es, eine "Hexenjagd" gegen die Bären zu vermeiden.

Der Umweltschutzverband Legambiente betonte, dass es sich in Italien um den ersten Fall eines tödlichen Bärenangriffs in den vergangenen 150 Jahren handle. Laut der italienischen Vereinigung für den Schutz von Tieren und Umwelt (Aidaa) sei es notwendig, "den Ermittlungen auf den Grund zu gehen und genau zu rekonstruieren, was passiert ist". Der Jogger soll sich mit einem Stock gegen den Bären verteidigt haben, was die Reaktion des Tieres provoziert haben könnte.

Jogger nach Attacke eines Bären verstorben

Unterdessen mehren sich in den sozialen Medien die Stimmen gegen die Tötung des Bären. "Wir haben Wälder niedergebrannt und zementiert und damit der Tierwelt immer mehr Platz weggenommen. Das Töten von Tieren ist keine Lösung, um die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten. Stellen Sie sich einen Wald oder ein Waldgebiet ohne Tiere vor", schrieb der Chef der italienischen Grünen Angelo Bonelli auf Twitter.

Der junge Jogger war am frühen Donnerstagmorgen in der Gemeinde Caldes im bei Wanderern und Touristen beliebten Tal Val di Sole nahe einem Forstweg gefunden worden. Er war am Mittwoch vom Joggen in den Wäldern nicht zurückgekehrt, woraufhin seine Familie Alarm schlug. Der Körper des Mannes wies schwere Verletzungen auf. Tiefe Kratzer am Körper und im Gesicht, Bisswunden sowie eine schwere Verletzung am Bauch legten bereits zuvor den Verdacht nahe, dass es sich um die Attacke eines Bären gehandelt habe. An der Leiche des jungen Mannes wurden entsprechende DNA-Rückstände entdeckt, wie es hieß. Der Bär soll nun identifiziert und anschließend getötet werden, sagte der Regionalpräsident von Trentino-Südtirol, Maurizio Fugatti.

Regionalpräsident: Alle "problematischen" Tiere sollen erlegt werden

"Dieser Bär muss entfernt werden, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten", erklärte Fugatti weiter. Nach seinen Worten sollten alle "problematischen" Tiere erlegt werden. Etwa 100 Bären leben in der bergigen und bewaldeten Gegend in freier Wildbahn. Das sei, so Fugatti, nicht mehr tragbar.

Das Wiederansiedlungsprojekt "Life Ursus" hatte im Jahr 1999 mit Unterstützung der Europäischen Union begonnen. Zehn Bären aus Slowenien wurden in die Region Trentino überführt. Die Braunbären im Trentino vermehrten sich und haben in den vergangenen Monaten mehrere Tiere gerissen. Die autonome Provinz Trient forderte mehr Freiheit bei Fang und Tötung gefährlicher Exemplare.