Ein heftiges Sturmtief sorgt am Weihnachtswochenende in weiten Teilen der USA für Chaos. Extreme Kälte, heftige Schneefälle und Eiswind führten zu Stromausfällen in mehr als 1,2 Millionen US-Haushalten, wie die Webseite PowerOutage am Freitagabend (Ortszeit) zeigte. Medienberichten zufolge starben mindestens acht Menschen bei Verkehrsunfällen. Auf vielen Straßen kam der Verkehr komplett zum Erliegen. Eis und Schnee brachten die Pläne vieler Reisenden durcheinander.
Ein Wintersturm mit heftigen Schneefällen, Eiswinden und extremer Kälte hält große Teile der USA in Atem. Die Zahl der Toten stieg in der Nacht auf Samstag (Ortszeit) auf 17, wie der Sender NBC unter Berufung auf örtliche Behörden berichtete. Die Ursache seien in fast allen Fällen wetterbedingte Verkehrsunfälle. Auch andere Sender berichteten von einer zweistelligen Zahl an Todesopfern im Zusammenhang mit wetterbedingten Verkehrsunfällen.
Besonders stark betroffen ist nach Angaben des US-Wetterdienstes derzeit die Region um die fünf Großen Seen ("Great Lakes") im Nordosten des Landes an der Grenze zu Kanada. In Erie County, südlich der Großen Seen im Bundesstaat New York, waren die Rettungsdienste zeitweise überlastet. Marc Poloncarz, der Verantwortliche aus dem Bezirk, rief auf Twitter dazu auf, nur in den "kritischsten, lebensbedrohlichsten Fällen" den Notruf zu wählen, um die Leitungen freizuhalten. Er forderte die Einwohner dazu auf, trotz Strom- und Heizungsausfällen in ihren Häusern zu bleiben. Der Transport in Notunterkünfte sei derzeit nahezu unmöglich.
Der US-Wetterdienst rief Reisende am Weihnachtswochenende zu äußerster Vorsicht auf und warnte vor sogenannten Whiteout-Bedingungen, also stark eingeschränkter Sicht und Orientierung durch den Schnee. Reisen unter diesen Bedingungen seien "extrem gefährlich und zeitweise unmöglich", hieß es. Zudem wurde vor den niedrigen Temperaturen gewarnt. Im Bundesstaat Montana seien am frühen Samstagmorgen minus 40 Grad Celsius gemessen worden. Bereits wenige Minuten in der Kälte könnten zu Erfrierungen führen, hieß es.
Vor dem Weihnachtswochenende hatten wegen des Sturmtiefs "Elliot" bereits mehr als 200 Millionen Menschen Unwetterwarnungen erhalten. Betroffen waren zunächst vor allem der Norden und der mittlere Westen der USA. Doch auch in Bundesstaaten im Süden des Landes gab es Warnungen vor extremem Frost. In der Nacht auf den Heiligen Abend verlagerte sich der Sturm mehr in den östlichen Teil des Landes. Mehrere Bundesstaaten, darunter New York, riefen den Notstand aus. "Mutter Natur verlangt uns dieses Wochenende alles ab, was sie zu bieten hat", sagte die Gouverneurin von New York, Kathy Hochul.
Samstagfrüh (Ortszeit) waren noch immer mehr als 700.000 Haushalte ohne Strom, wie die Webseite PowerOutage zeigte. Die arktische Kältefront brachte auch die Weihnachtspläne vieler Reisenden durcheinander: Fast 6.000 Flüge waren nach Angaben der Flugdaten-Webseite FlightAware am Freitag gestrichen worden, Samstagfrüh waren es auch bereits mehr als 1.500. Vor allem Passagiere im Norden, rund um die großen Seen, mussten Reisen absagen. Die Flughäfen in Chicago und Detroit gehören zu den wichtigsten Drehkreuzen des Landes.
Warnung vor "Bombenzyklon"
US-Medien warnten unter Berufung auf Wetterexperten vor der möglichen Entstehung eines besonderen und schweren Sturms, eines sogenannten "Bombenzyklons" - ein Wetterphänomen, bei dem der Luftdruck innerhalb kurzer Zeit extrem abfällt und die Wucht des Sturms verstärkt. In den Bundesstaaten Montana, South Dakota und Wyoming waren bereits am Vorweihnachtstag Temperaturen um minus 45 Grad Celsius gemessen worden. In Denver im US-Bundesstaat Colorado fielen die Temperaturen laut Meteorologen beim Durchzug der arktischen Kaltfront innerhalb von 24 Stunden um rund 40 Grad.