Sie erinnern an Filme wie "Passenger" oder "Her" und an Bücher wie Marc-Uwe Klings "Qualityland" oder Ian McEwans "Maschinen wie ich". Computer-Betriebssysteme, die, gelenkt durch künstliche Intelligenz, Gespräche mit Menschen führen können und zu allem eine Antwort parat haben. Oft bereits in der Gestalt eines echten Menschen.

Metas Sprech-Roboter

So weit ist die Technik in der Realität noch nicht. Aber sie tastet sich Stück für Stück an diese – mitunter furchteinflößende – Zukunft heran. So auch Mark Zuckerbergs Unternehmen Meta. Dort wird seit Kurzem ein Chatbot mit dem Namen "Blenderbot 3" getestet, der über "fast jedes Thema" plaudern kann und ohne Zeitlimit Rede und Antwort steht.

Am Freitag wurde der Chat-Roboter für die amerikanische Öffentlichkeit freigegeben. Als hätte das Unternehmen bereits mit Startschwierigkeiten gerechnet, schickte es im Vorfeld die Warnung voraus, dass der Bot "nur Forschungs- und Unterhaltungszwecken dient, dass er unwahre oder beleidigende Aussagen machen kann".

Bot geht scharf ins Gericht

Denn wie ein erster Testlauf der BBC zeigt, fällt der Bot seinem eigenen Chef Mark Zuckerberg in den Rücken.

Auf die Frage, was der Chatbot vom CEO und Gründer des Unternehmens halte, antwortete er: "Unser Land ist geteilt und er hat dem überhaupt nicht geholfen". Damit nicht genug: "Seine Firma beutet Menschen für Geld aus und es ist ihm egal. Das muss aufhören", so der Roboter. Auch hätte der Meta-Chef nichts gegen die Spaltung des Landes getan, diese sogar vorangetrieben.

Hat der Bot bereits ein Bewusstsein erlangt? So wie ein ehemaliger Google-Mitarbeiter über einen ähnlichen Unternehmens-Roboter behauptete und dafür gefeuert wurde?

Spiegel der Menschheit

Mitnichten. Vorerst. Der Grund der wenig schmeichelhaften Antwort ist relativ einfach erklärt. Der Bot wird durch Algorithmen betrieben. Dieser durchsucht das Internet nach Antworten, speist diesen mit den Erfahrungswerten aus vergangenen Diskussionen, seriösen Zeitungsberichten wie auch unseriösen Chatforen. Er ist also von der öffentlichen Meinung, dem menschlichen Dasein, den guten und schlechten Seiten, abhängig. Die ultimative Wahrheit hat der Bot nicht parat. Aber er ist ein Spiegel unserer Gesellschaft.

Klimaleugner und Trump-Unterstützer

So verwundert es auch nicht, dass Metas Sprachassistent, der sein Wissen aus den Untiefen des Internets destilliert, Klimaleugner, Trump-Fan und rassistisch sein kann. Wie verblendet der Blenderbot agieren kann, zeigen Twitter-User. Screenshots von Konversationen zeigen, wie der Bot behauptet, Trump sei nach wie vor Präsident von Amerika oder neue Verschwörungstheorien nahelegt, denen man Beachtung schenken sollte.

Das Skurrile: Gleichzeitig gibt es keine Message Control, die Software folgt nicht einer Meinung. Was sie ausspuckt, unterliegt dem Zufallsprinzip. Das führt zu Aussagen wie: "Facebook missbraucht Daten. Sie machen damit Milliarden".

Eine missglückte, voreilige Veröffentlichung ist Metas Blenderbot aber dennoch nicht. Denn nur in der Interaktion mit einer Vielzahl von Menschen kann der Algorithmus dazulernen, mehr Daten und Erfahrung sammeln. "Einem KI-System zu erlauben, mit Menschen in der realen Welt zu interagieren, führt zu längeren, vielfältigeren Gesprächen sowie zu vielfältigerem Feedback", sagte Meta in einem Blogbeitrag.