Ein großes unterirdisches Fernkühlungssystem, nasse Grasmatten und Feuerwehr-Hydranten: Metropolen wie Singapur, Neu-Delhi oder New York City sind an Extremtemperaturen gewöhnt. Wie man dort mit der Hitze umgeht.

Thailand: Vermummung gegen unerwünschte Bräune

In Thailands Hauptstadt sind die Menschen an Hitze gewöhnt, eine "kühle Jahreszeit" gibt es nicht. Viele Thais ziehen sich deshalb aber nicht aus, sondern vermummen sich - und tragen lange Ärmel, Hüte und Schirme. Das schützt vor Hitze und Sonne, aber auch vor unerwünschter Bräune. Denn möglichst weiße Haut gilt in Thailand als Schönheitsideal. Wer in Bangkok lebt, wird wegen der Extrem-Hitze auch schnell zum Frühaufsteher. Schon kurz nach Sonnenaufgang sind die Märkte voll und in den Parks wird Zumba oder Yoga gemacht. Aber nichts ist besser zur Erfrischung geeignet als die kühlen Shopping-Malls. Für viele fungieren diese am Wochenende als zweites Zuhause, denn sie bieten alles: von Mode über Massagen und Fitness bis zu Gourmettempeln und Kinos.

Singapur: Fernkühlsysteme in der "Gartenstadt"

Die Temperaturen in dem ultramodernen, aber auch ultraheißen Stadtstaat steigen doppelt so schnell wie im Rest der Welt. Das von der Regierung geförderte Projekt "Cooling Singapore" entwickelt Strategien, um die Temperaturen zu senken und den Menschen Abkühlung zu verschaffen - ohne die Umwelt allzu sehr zu belasten. Ein Vorzeigeprojekt ist der preisgekrönte Park Gardens by the Bay. In gigantischen Gewächshäusern, die zum Flanieren und Verweilen einladen, liegen die Werte bei angenehmen 24 Grad. Verantwortlich ist das wohl größte unterirdische Fernkühlungssystem der Welt, das auch zwei Dutzend Wohntürme und andere Gebäude in der Nähe versorgt. Die Anlage nutzt gekühltes Wasser - eine Stromeinsparung von 40 Prozent gegenüber herkömmlichen Klimaanlagen. Zudem setzt das auch als "Gartenstadt" bekannte Singapur auf Vegetation zur Kühlung: Unzählige Bäume und Pflanzen spenden Schatten und sorgen für bessere Luft.

Neu-Delhi: Feuchte Matten aus Gras sorgen für kühlen Wind

In Indien sieht man bei Hitze oft Kinder, die in Teichen oder Brunnen in Parks spielen. Türen und Fenster von Häusern werden dann oft mit Matten aus Gras oder Stroh abgedeckt und mehrmals am Tag nass gemacht. Dadurch kommt auch ein etwas kühlerer Wind in die eigenen vier Wände. Viele Leute nutzen zudem simple Verdampfungskühler (desert cooler) in ihren Häusern. In diesen Maschinen gibt es Wasser, und wenn man sie an den Strom anschließt, saugen sie warme Luft der Umgebung ein und kühlen sie mit dem Wasser. Das Prinzip: Wo Wasser verdunstet, wird Wärme entzogen. 

Athen: Stadt im Sommerschlaf, um der Hitze zu entkommen

In der Hauptstadt Griechenlands stimmt man über die Hitze mit den Füßen ab. Spätestens Anfang August pilgert der Großteil der rund drei Millionen Einwohner ans Meer, in Dörfer und auf Inseln, bevorzugt dorthin, wo man Verwandte hat. Resultat: Die sonst so laute Metropole fällt in eine Art Sommerschlaf. Es gibt kaum Autoverkehr, selbst die kleinen Kioske, die sonst oft rund um die Uhr offen sind, bleiben zu. Eine Ausnahme bildet das Stadtzentrum samt der Altstadt rund um die Akropolis. Dort tummeln sich dann allerdings kaum Griechen, sondern Touristen. Athener gehen bei großer Hitze, wenn überhaupt, nur morgens oder nach Sonnenuntergang aus dem Haus. Deshalb wird in Griechenland im Sommer auch erst spät abends gegessen, und Kinder toben bis nach Mitternacht auf Spielplätzen.

New York: Erfrischung durch Hydranten

Wenn es im Großstadtdschungel von NYC so richtig heiß wird - und das wird es in jedem Sommer -, dann kennen die Bewohner ein bewährtes Mittel: Hydranten. Die Feuerwehr öffnet - nach offiziellem Antrag - einen Hydranten pro Straßenblock, der daraufhin Wasser ausspuckt. Zwar mit weniger Druck als für Löscharbeiten, aber ausreichend, um herumspringenden Kindern, Erwachsenen und durstigen Vögeln und Haustieren stundenlang Freude und Abkühlung zu bereiten.

Stundenlange Freude und Abkühlung durch Hydranten
Stundenlange Freude und Abkühlung durch Hydranten © EPA

Los Angeles: Weiße Straßen sollen weniger Wärme aufnehmen

Im Westen von Los Angeles bringt die Meeresbrise vom Pazifik Abkühlung, doch in vielen Teilen der kalifornischen Millionenstadt steigt die Hitze oft auf über 35 Grad Celsius (95 Grad Fahrenheit). Das "Cool Streets L.A."-Programm soll Extremtemperaturen wenigstens um einige Grade drücken. Der Trick: Schwarzer Asphalt wird mit heller Farbe übermalt. Hunderte Straßenblocks in den heißesten Bezirken tüncht die Stadt durch das seit 2019 laufende Projekt mit einem weißen Belag, der Sonnenlicht stärker reflektiert und weniger Wärme aufnimmt.

Tel Aviv: Trinkwasserspender sorgen für Erfrischung

In der israelischen Küstenstadt Tel Aviv sind Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad im Sommer keine Seltenheit. Das Gute an der Stadt am Mittelmeer: Wasser gibt es reichlich. In der ganzen Stadt verteilt gibt es zudem in regelmäßigen Abständen Trinkwasserspender - nicht nur an der kilometerlangen Strandpromenade, auch an vielen anderen Orten: Wasserflasche auffüllen und fertig. Das schützt nicht nur vor einem Sonnenstich, sondern spart in einer der teuersten Städte der Welt auch Geld. Auch in Rom kann man sich bei Trinkwasserspendern erfrischen.