Am 8. Jänner war es so weit: Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un feierte seinen 38. Geburtstag. Klarerweise wird das im nördlichen Teil der Koreanischen Halbinsel auch gefeiert. Das Verschenken von Süßigkeiten an Kinder rund um den Geburtstag des Staatschefs ist hier Tradition, wenn auch keine freiwillige.Denn wie der von der US-Regierung finanzierte Radiosender "Radio Free Asia" berichtete, ordnete die Zentralregierung an, dass zu Kims Geburtstag jede Provinz Süßigkeiten herstellen und an Kinder verteilen muss.

Die Folgen? Die Kampagne zur Herstellung der Süßigkeiten erschöpft die Landesvorräte an Zucker und Mehl – und das treibt auch die Preise in die Höhe. Inmitten einer landesweiten Nahrungsmittelknappheit hätten sich auf diese Weise die Preise fast verdoppelt: "Seit gestern ist der Preis für ein Kilogramm Mehl von 12.000 Won auf 30.000 Won gestiegen", erzählt ein Einwohner aus Ŭnsan, ein Landkreis nördlich der Hauptstadt Pjöngjang.

Haushalte bekamen Süßigkeiten-Steuer auferlegt

Diese Preiserhöhung infolge der Verknappung bekommen aber nicht nur die einfachen Bürger zu spüren, sondern auch die politischen Entscheidungsträger selbst. Deshalb zwingen einige lokale Behörden wiederum die Bevölkerung, einen finanziellen Anteil zu den Süßigkeiten beizusteuern. "Um die Rohstoffe zu kaufen, wurde jedem Haushalt eine Steuer von 5000 Won auferlegt", sagt ein Nordkoreaner gegenüber RFA. Eine weitere Quelle berichtete, dass jeder Haushalt ein Ei zur Verfügung stellen musste.

Ob Geld oder Ei: Die Bewohner seien wütend, sagt die Quelle. Ausgerechnet zu so einem Zeitpunkt würden die Mächtigen den Menschen die Taschen leeren, um Süßigkeiten für Kinder herzustellen, die angeblich von Kim Jong-un zu seinem Geburtstag kommen.