Frankreich trauert um drei Polizisten, die von einem Gewalttäter in der Nacht auf Mittwoch erschossen worden sind. Ein vierter Gendarm wurde verletzt. Staatsanwalt Eric Maillaud sprach von einer "wahrhaftigen Kriegsszene" - am Tatort seien Hunderte Patronenhülsen gefunden worden.

Die Frau war in der Nacht auf das Dach ihres Hauses in einem abgelegenen zentralfranzösischen Dorf geflüchtet. Sie alarmierte über eine Freundin die Polizei, da sie von ihrem neuen Lebensgefährten geschlagen worden sei, berichtete der Staatsanwalt. Das Haus habe gebrannt. Die Beamten seien gestorben, als sie die Frau retten wollten. Der Täter sei entschlossen gewesen, "ein Gemetzel anzurichten", so der Ermittler.

Der schwere Angriff unmittelbar vor Weihnachten löste im Land Bestürzung und Anteilnahme aus. "Die Nation teilt den Schmerz der Familien", teilte Staatschef Emmanuel Macron via Twitter mit. Zum Schutz der Bürger riskierten die Sicherheitskräfte ihr Leben: "Es sind unsere Helden", so der Präsident. Die getöteten Gendarmen waren 21, 37 und 45 Jahre alt.

Der Tatverdächtige wurde etwa eineinhalb Kilometer von seinem Haus entfernt tot aufgefunden. Man gehe von einem Suizid aus, so der Staatsanwalt. Es wurde unter anderem ein Sturmgewehr gefunden, am Gürtel hatte der Tatverdächtige vier Messer. Der 48-jährige Todesschütze war geflüchtet, nachdem er sein Haus in dem kleinen Ort Saint-Just südöstlich der Stadt Clermont-Ferrand angezündet hatte. Die Sicherheitskräfte setzten bei der nächtlichen Suche nach dem flüchtigen Täter mehr als 300 Beamte und einen Hubschrauber ein. Die Frau sei in Sicherheit.

Innenminister Gerald Darmanin begab sich ins Departement Puy-de-Dome in der Auvergne, um den Kollegen der getöteten Gendarmen sein Beileid auszusprechen. Es handle sich abgesehen von terroristischen Attacken um einen der schlimmsten Vorfälle in der Geschichte der Sicherheitskräfte, sagte der bedrückt wirkende Ressortchef. "Wir sind ihnen Respekt und Anerkennung schuldig." Vier Kinder seien nun Waisen, sagte er mit Blick auf die Familien der Getöteten.

"Äußerst beunruhigendes Profil"

Der mutmaßliche Täter habe einen Sorgerechtsstreit um ein Kind aus einer früheren Beziehung gehabt, sagte Ermittler Maillaud. Gewalttätigkeiten zwischen dem Mann und seiner neuen Partnerin seien bisher nicht bekannt gewesen. Der Mann mit militärischer Ausbildung war Sportschütze und hatte ein "äußerst beunruhigendes Profil", so der Ermittler. "Die Verursacher häuslicher Gewalt sind eine Gefahr für die Gesellschaft", sagte die Beigeordnete Ministerin im Innenministerium, Marlene Schiappa, im Sender BFMTV.

Der verletzte Polizist wurde in ein Krankenhaus gebracht. Die Gendarmerie gehört in Frankreich zwar zum Militär, übernimmt aber Polizeiaufgaben und untersteht deshalb auch dem Innenministerium.

In Frankreich ist Gewalt in der Partnerschaft ein trauriges Dauerthema. Erst im Sommer hatte das Parlament ein neues Gesetz verabschiedet, das zum Schutz vor häuslicher Gewalt ein Lockern der ärztlichen Schweigepflicht zulässt. So können Ärzte oder medizinisches Personal mutmaßliche Gewalttaten den Behörden melden, falls sie annehmen, dass unmittelbare Gefahr droht.

Angriffe auf Polizei, Rettungskräfte oder Busfahrer haben in den vergangenen Monaten in Frankreich Debatten ausgelöst. Premierminister Jean Castex verurteilte im Sommer in seiner Regierungserklärung gewaltsame Übergriffe auf Ordnungskräfte und sicherte der Polizei Unterstützung zu.