US-Präsident Donald Trump hat nach eigenen Angaben nichts mit dem Einsatz gegen Demonstranten zu tun gehabt, als er sich vom Weißen Haus mit Geleit zu Fuß auf den Weg zu einer Kirche machte und dort mit einer Bibel für Kameras posierte. Er habe die Räumung der Strecke nicht angeordnet, sagte Trump zwei Tage nach dem Vorfall in einem am Mittwoch gesendeten Radio-Interview des Senders Fox News.

"Also, als ich ging, sagte ich nicht, 'Oh, schiebt sie weg.' Ich wusste nicht, wer dort war." Als er sich entschieden habe, zu der Kirche zu gehen, habe ihm niemand gesagt, dass dort Demonstranten seien. "Sie sagten, 'Ja, Sir, wir werden zur Kirche gehen'. Also gingen wir zu der Kirche. Es ging sehr schnell." Trump widersprach auch der Darstellung von Augenzeugen und Reportern, wonach gegen die friedlichen Demonstranten Tränengas eingesetzt wurde. Das sei nicht der Fall gewesen.

Der Protest hatte sich gegen Rassismus und Polizeigewalt gerichtet, ausgelöst durch die Tötung des unbewaffneten Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis vergangene Woche. Seit Tagen kommt es deshalb im ganzen Land zu ähnlichen Protesten, von denen einige teilweise in Gewalt umschlugen. Das brachte Trump auf den Plan, der unter anderem mit dem Einsatz des Militärs gegen Demonstranten drohte. Gegner werfen ihm vor, mit seiner scharfen Rhetorik Öl ins Feuer zu gießen. Der Vorfall vor der St. Johns-Kirche schräg gegenüber des Weißen Hauses am Montag brachte ihm besonders viel Kritik ein.

Die Polizei hatte am Dienstag erklärt, sie sei mit berittenen Einsatzkräften und anderen Beamten gegen die Demonstranten vorgegangen, weil diese Gegenstände geworfen hätten. Als die Demonstranten kampflustig geworden seien, seien Rauchkanister und Pfefferspraygeschoße eingesetzt worden. In Medienberichten hieß es dagegen, Auslöser für das Vorgehen gegen die Demonstranten sei der Wunsch von Justizminister William Barr nach einer Ausweitung des Sicherheitsbereichs gewesen.

Ich war nur "für eine Inspektion" im Bunker

Trump weist die Darstellung zurück, er habe am Freitagabend (Ortszeit) angesichts wütender Proteste vor dem Weißen Haus zeitweise Schutz in einem unterirdischen Bunker suchen müssen. Diese Berichte seien falsch, sagte Trump am Mittwoch dem Radiosender Fox News. "Ich bin tagsüber runtergegangen, und ich war für eine winzige, kurze Zeit dort, und es war eher für eine Inspektion."

Er habe sich den Bunker lediglich "angeschaut", versicherte Trump. "Es gab kein Problem, und dann lese ich darüber, als sei das eine große Sache." Dabei habe es nie ein Problem gegeben. Der Secret Service mache einen großartigen Job und habe die Lage voll im Griff.

Mehrere US-Medien hatten am Wochenende übereinstimmend unter Berufung auf Trumps Umfeld berichtet, der Präsident sei am Freitagabend wegen Protesten vor dem Weißen Haus aus Sicherheitsgründen zeitweise in den unterirdischen Bunker der Regierungszentrale gebracht worden. Demonstranten hatten sich vor dem Weißen Haus versammelt, einige von ihnen stießen Barrikaden um, Flaschen und Steine flogen.

Der Schutzraum ist für außergewöhnliche Gefahrensituationen vorgesehen, wie etwa Terroranschläge. Sehen die Sicherheitskräfte im Weißen Haus eine größere Bedrohung, bringen sie den Präsidenten dorthin - was selten vorkommt. Trump sagte in dem Interview, er sei insgesamt zwei oder drei Mal in dem Bunker gewesen, "jedes Mal zur Inspektion". Er ließ dabei offen, auf welchen Zeitraum er sich bezog.