Leichte Entspannung, aber noch lange keine Entwarnung: Die australische Feuerwehr hat am Dienstag einen kurzen Wetterumschwung genutzt, um die verheerenden Buschbrände im Osten des Landes wenigstens teilweise einzudämmen. Zugleich wuchs die Sorge, dass sich zwei Brände in den Bundesstaaten New South Wales und Victoria zu einem unkontrollierbaren Riesenfeuer verbinden.

Zum Freitag hin erwarten die Behörden allerdings einen erneuten Temperaturanstieg. Die derzeitigen Bedingungen mit leichten Regenfällen und niedrigeren Temperaturen seien "viel günstiger", sagte der Feuerwehrchef von New South Wales, Shane Fitzsimmons. Nun gehe es darum, in der kurzen Hitzepause "den Schutz zu verstärken", um das weitere Ausbreiten der Brände zu verhindern - bevor die Temperaturen wieder steigen sollen.

Immerhin der Nordwestküste Australiens brachte der Zyklon "Blake" heftige Regenfälle. Die gefährliche Hitze und Trockenheit in anderen Regionen lindert er nicht, er könnte allerdings ein Anzeichen für einen allgemeinen Wetterumschwung sein. "Ich sollte das nicht sagen - hoffentlich gibt es keine Schäden -, aber es war schön, einen Zyklon sich bilden zu sehen", sagte Fitzsimmons.

Eine Satellitenaufnahme der verheerenden Brände
Eine Satellitenaufnahme der verheerenden Brände © (c) APA/AFP/2019 Planet Labs, Inc. /HANDOUT (HANDOUT)

Völlig erschöpfte Helfer zogen laut dem Feuerwehrchef Eindämmungslinien neu. Der leichte Regen in den Brandgebieten entspannte die Lage allerdings nur wenig und erschwerte den Feuerwehrleuten sogar die Arbeit beim Legen kontrollierter Gegenfeuer. Dutzende riesige Brände waren weiterhin völlig außer Kontrolle. In einigen schwer betroffenen Gemeinden konnte am Dienstag die Stromversorgung wieder hergestellt werden, wie die Energieversorger mitteilten. In einigen Gebieten wie in der Stadt Cobargo müssten die Menschen aber noch längere Zeit ohne Strom auskommen.

Im Sender ABC warnte Fitzsimmons davor, "sich von einem falschen Gefühl der Sicherheit einlullen zu lassen". Einige der zahlreichen Busch- und Waldbrände in Australien sind zu groß, um gelöscht zu werden. Gegen sie würde nur anhaltender Regen helfen. Die Schäden der riesigen Brände in Australien sind bereits enorm. Bisher seien Schadensmeldungen in Höhe von 700 Millionen australischen Dollar (435 Millionen Euro) eingegangen, erklärte der Rat der Versicherungen von Australien am Dienstag. Es sei davon auszugehen, dass die Schadenssumme noch deutlich steige.

Die australische Regierung hatte am Montag ein Hilfspaket für die Brandregionen im Umfang von zwei Millionen australischen Dollar angekündigt. Den Bränden sind landesweit bereits rund acht Millionen Hektar Land zum Opfer gefallen, das entspricht nahezu der Fläche der Insel Irland. In den Flammen starben seit September 25 Menschen sowie Hunderte Millionen Tiere, mehr als 1.800 Häuser wurden zerstört. Dichter Rauch aus Australien zog sogar bis ins 12.000 Kilometer entfernte Südamerika und färbte über Chile und Argentinien die Sonne rot, wie die dortigen Wetterbehörden mitteilten.

Unterstützung kommt indessen von vielen Seiten: EU-Ratspräsident Charles Michel schrieb am Dienstag auf Twitter: "Die EU und ihre Mitgliedsstaaten sind bereit, mehr zu tun. Wir stehen an der Seite aller Australier, die von dieser Katastrophe beispiellosen Ausmaßes betroffen sind." Das Angebot richtete sich an den australischen Premierminister Scott Morrison. Die EU hat nach Michels Angaben bisher mit Landkarten geholfen, Rettungsmaßnahmen zu erleichtern. Auch Prominente zeigen sich weiter solidarisch: Der australische Schauspieler Chris Hemsworth ("Thor") hat nach eigenen Angaben eine Million australische Dollar (620.000 Euro) gespendet. 

Die Polizei teilte mit, dass sie im Zusammenhang mit den Buschbränden drei Verdächtige festgenommen habe. Zuvor hatten die Behörden ein entschlossenes Vorgehen gegen Plünderer in den Brandgebieten angedroht. "Wir leben nicht in South-Central LA, wir leben nicht in Syrien, wir tun uns so etwas nicht gegenseitig an", mahnte der Chef der Rettungsdienste, David Elliott.

Die am 20. Jänner beginnenden Australian Open, das erste Tennis-Grand-Slam-Turnier des Jahres, sind nach Angaben der Organisatoren durch die Brände nicht in Gefahr. In den vergangenen Tagen war die Metropole Melbourne, in der das berühmte Sportereignis stattfindet, in Rauchschwaden gehüllt. Spieler und Fans befürchteten daher gesundheitliche Risiken.

Nach nicht einmal zwei Wochen will die australische Tourismusbehörde eine aufwendige Werbekampagne mit Popsängerin Kylie Minogue ("Can't Get You Out Of My Head") überarbeiten. Der dreiminütige Clip sei bereits vor Ausbruch der ersten Buschfeuer gedreht worden, berichtete die "Daily Mail Australia". Die Sängerin sollte damit vor allem britische Urlauber ins Land locken. Besonders eine Szene, in der Minogue gemeinsam mit Koalas auf einem Baum sitzt, sorgte im Netz für Spott.

"Die letzten fünf Koalas, die das Feuer überlebten: In diesem Video zu sehen", kommentierte ein Nutzer auf YouTube.