Die seit Tagen andauernden Protestegegen die Regierung und gewalttätige Krawalle haben das öffentliche Leben in Haiti weitgehend lahmgelegt. In der Stadt Les Cayes im Süden des Karibikstaats plünderten Banden eine Reihe von Geschäften und griffen Händler an, wie der Radiosender Metropole am Donnerstag berichtete. Vermummte Schlägertrupps kontrollierten demnach die Straßen.

Die Hauptstadt Port-au-Prince steht nach Medienberichten vor einer humanitären Krise, weil seit rund drei Wochen die wichtigsten Zufahrtsstraßen blockiert und die Nahrungsmittel rar werden.

Probleme in Spitälern, Schulen geschlossen

Kliniken, Waisenhäuser und Ambulanzen seien nur bedingt einsatzfähig, weil es unter anderem an Benzin und sauberem Wasser fehle, teilte das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) mit. Die Hilfsprogramme der UNO und von Nichtregierungsorganisationen könnten wegen der Straßensperren nur eingeschränkt arbeiten. Viele Schulen seien geschlossen, schätzungsweise zwei Millionen Kinder und Jugendliche hätten derzeit keinen Zugang zu Bildung.

Seit Monaten fordern Regierungsgegner den Rücktritt von Präsident Jovenel Moïse. Sie werfen der Regierung vor, Geld aus dem Petrocaribe-Programm veruntreut zu haben, über das Haiti jahrelang Erdöllieferungen aus Venezuela zu günstigen Konditionen erhalten hatte. Haiti gilt als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre. Der Staat mit etwa elf Millionen Einwohnern ist weitgehend von Hilfszahlungen aus dem Ausland abhängig. Neben der grassierenden Korruption ist auch Gewaltkriminalität ein großes Problem.