Bei mutmaßlichen Terroranschlägen sind am Ostersonntag in Sri Lanka mindestens 191 Menschen getötet und mehr als 500 Menschen verletzt worden. Das teilten die Polizei und Krankenhäuser mit. Unter den Opfern seien auch 35 Ausländer. Woher die Ausländer stammten, war zunächst unklar. Bisher gibt es keine Hinweise auf betroffene Österreicher. Die Lage sei aber weiter unübersichtlich, hieß es am Sonntag aus dem Außenministerium auf Anfrage der APA.

Binnen einer halben Stunde hatten sich acht Explosionen ereignet. Zielscheibe waren nach Angaben der Polizei drei Luxushotels sowie eine Kirche in der Hauptstadt Colombo. Zwei weitere Detonationen erschütterten zwei Kirchen außerhalb Colombos, während die Menschen die Ostermesse feierten.

Selbstmordtäter für zwei Anschläge verantwortlich

Die Explosionen waren offenbar zumindest zum Teil das Werk von Selbstmordattentätern: Im Luxushotel Cinnamon Grand in der Hauptstadt Colombo habe sich ein Attentäter in einer Warteschlange im Restaurant in die Luft gesprengt, sagte ein Hotelmitarbeiter der Nachrichtenagentur AFP. "Er ging zum Anfang der Schlange und löste die Detonation aus", berichtete der Angestellte. Nach Polizeiangaben wurde auch die achte - und bisher letzte - Detonation von einem Selbstmordattentäter ausgelöst. Der Mann habe sich in die Luft gesprengt, als Polizisten sein Haus in einem Vorort von Colombo betreten hätten, verlautete aus Polizeikreisen.

Hotelmitarbeiter berichteten von dem Verdächtigen: Er habe sich am Vorabend unter dem Namen Mohamed Azzam Mohamed eingecheckt und behauptet, geschäftlich in Colombo zu tun zu haben, berichteten sie gegenüber AFP. Weder sein Name noch seine Adresse aber hätten gestimmt. Drei Beamte seien mit in den Tod gerissen worden. Sie hätten das Haus durchsuchen wollen. Bei der Explosion sei ein Teil des Gebäudes eingestürzt.

Verantwortliche identifiziert

Nach Angaben des stellvertretenden Verteidigungsministers Ruwan Wijewardene sind die Verantwortlichen für die Anschlagsserie identifiziert worden. Er sprach bei einer Pressekonferenz von einem "terroristischen Vorfall" und von "extremistischen Gruppen".

Ausgangssperre verhängt

Die mutmaßlichen Bombenexplosionen richteten große Verwüstung an. Regierungschef Ranil Wickremesinghe sprach von "feigen Angriffen". Nach einem Besuch an drei Anschlagsorten erklärte Wirtschaftsminister Harsha de Silva: "Ich habe überall Leichenteile verstreut gesehen." Es habe "viele Opfer einschließlich Ausländern" gegeben. Er rief die Bürger auf, zuhause zu bleiben.

Das Verteidigungsministerium verhängte eine zwölfstündige Ausgangssperre in dem Land. Sie solle um 18 Uhr (Ortszeit; 14.30 Uhr MESZ) in Kraft treten. Auch der Zugang zu sozialen Online-Netzwerken wurde von der Regierung eingeschränkt.

Auch die Botschaften westlicher Staaten riefen ihre Bürger in Sri Lanka auf, Schutz zu suchen. Die Fluglinie Sri Lanka Airlines bat die Passagiere, bei Abflügen aus Colombo mindestens vier Stunden vor dem Start einzutreffen, da die Sicherheitsvorkehrungen stark verschärft seien.

Ein AFP-Fotograf besuchte das Luxushotel Shangri-La, wo es ebenfalls eine Explosion gegeben hatte. Das Restaurant im zweiten Stock des Komplexes war weitgehend zerstört, Teile der Decke waren herabgestürzt, die Fenster waren geborsten.

Polizeichef hatte vor Anschlägen gewarnt

Regierungschef Ranil Wickremesinghe sprach von "feigen Angriffen". Zehn Tage zuvor hatte Sri Lankas Polizeichef Pujuth Jayasundara vor möglichen Selbstmordanschlägen auf Kirchen und auf das indische Hochkommissariat durch die radikalislamische Gruppe NTJ gewarnt. Er berief sich dabei auf Informationen eines "ausländischen Geheimdiensts".