"Bislang fehlt uns jede Spur von den Dieben. Sie können sich ins Ausland abgesetzt haben oder sich in Schweden versteckt halten. Aber die Kronjuwelen zu verkaufen, dürfte so gut wie unmöglich sein. Wir bitten die Allgemeinheit dringend um Tipps", fasste Stefan Dangardt von der schwedischen Polizei die Lage zusammen.

Mindestens zwei Täter

Mindestens zwei Diebe haben laut Augenzeugen kurz vor 12 Uhr am Dienstag in der zu jenem Zeitpunkt Besuchern offen stehenden Domkirche zu Strängnäs die sehr bedeutenden schwedischen Kronjuwelen mitgehen lassen. Die waren eigentlich in alarmgesicherten Glasvitrinen aufbewahrt. Die Diebesbande soll mit den Kostbarkeiten vom Dom zum Fluss Mälaren gelaufen sein, von wo sie mit einem kleinen, offenen Motorboot flüchteten. Der materielle Wert der Schmuckstücke aus Gold, Perlen, Kristallen und Edelsteinen sei unbekannt, es handle sich jedoch um einen "nationalen Schatz", stellte Dangardt klar.

Die Polizei fahndet nach mindestens zwei Männern. Einer soll etwa 180 cm groß sein, schlank und zum Tatzeitpunkt eine beige Jacke und dunkle lange Hosen getragen haben. Der andere soll etwas kleiner, aber muskulöser sein, trug zum Tatzeitpunkt eine dunkle Jacke, hatte dunkles Haar oder eine dunkle Kappe auf dem Kopf. Mit Helikoptern flog die Polizei die Gewässer auf der Suche nach dem Boot auf und ab.

Beute: zwei prunkvolle Kronen und ein Reichsapfel



Bei den historischen Kronjuwelen handelt es sich um zwei prunkvolle Kronen und einen Reichsapfel aus dem frühen 17. Jahrhundert. Eine der beiden entwendeten Kronen und der Reichsapfel waren für die Beerdigung von König Karl IX., Sohn des großen Schwedenkönigs Gustav Vasa, im Jahr 1611 hergestellt worden. Die zweite Krone wurde für die zweite Ehefrau von König Karl IX., Königin Kristina, hergestellt. Alle drei gestohlenen Gegenstände sollen bei der Beerdigung König Karl IX. 1611 beigelegt worden sein, auch die Krone seiner Frau, die ihm aber erst 1625 ins Grab folgte.

"Wir ermitteln zu Land, Luft und im Wasser", sagt Dangardt. Der Fluss Mälaren ist weit verzweigt. "Die Diebe können überall sein", so Dangardt. Beim dreisten Diebstahl soll zumindest niemand bedroht worden oder zu Schaden gekommen sein, sagte Catharina Fröjd von der Domkirche der Lokalzeitung "Eskilstuna Kuriren".

"Natürlich versichert"

Die Kronjuwelen seien so wertvoll, dass sie kaum in Geld aufgewogen werden könnten, hieß es von der Domkirche. "Sie sind natürlich versichert. Aber der kulturelle Wert übersteigt bei Weitem den materiellen. Das sind einzigartige Gegenstände, wohlbekannt und nicht verkaufbar in Schweden und vermutlich auch nicht international", unterstreicht auch Christofer Lundgren, Dompropst von Strängnäs am Mittwoch. Am Mittwoch blieb die Domkirche für die Spurensicherung geschlossen.



Nach den Reichsregalien soll es sich bei den entwendeten Begrabungs-Regalien laut "Eskilstuna Kuriren" um die zweitwertvollsten im schwedischen Königreich handeln. Regalien wurden den Monarchen in vielen Teilen Europas bei Beisetzungen beigegeben. Zusammen mit der Leiche, die vor der Bestattung im offenen Sarg zur Schau gestellt wurde, sollten sie bezeugen, dass da der echte König liegt und tot ist.