Es ist das Datum im Jahr, an dem die Gestirne der Nacht ihr Äußerstes abringen und für eine maximale Ausbeute an Tageslicht sorgen: Die Sommersonnenwende am heutigen 21. Juni bringt die kürzeste Nacht des Jahres – und hat den kalendarischen Sommerbeginn (für die Freunde von exaktem Datenwerk: 12.07 Uhr MESZ) mit im Gepäck.

Höchste Tagesbahn

Astronomisch ist dieser besondere Tag rasch erläutert: Die Sonne steht heute über dem nördlichen Wendekreis – zu keinem anderen Zeitpunkt befindet sich ihr Zenit so weit im Norden. Anders erklärt: Die Sonne tritt in ihre längste und höchste Tagesbahn des Jahres. Im Nahbereich des Äquators schwankt die Länge der Tage kaum – in Mitteleuropa sieht die Sache schon ganz anders aus: Der längste Tag des Jahres dauert in Österreich um die 16 Stunden, zur Wintersonnenwende am 21. Dezember werden es in Europa gerade einmal acht sein. Besonders augenfällig sind die Unterschiede im Jahreskreis im Norden: In Polargebieten geht die Sonne im Sommer überhaupt nicht unter, im Winter hingegen gar nicht mehr auf.

Abseits aller wissenschaftlichen Sternenkunde umgibt die Sommersonnenwende seit Urzeiten auch ein gutes Maß an Mystik. Vor allem in Skandinavien und im Baltikum haben sich Traditionen rund um Feuer und Symbole der Fruchtbarkeit bewahrt: In Schweden wird am Wochenende, das dem längsten Tag am nächsten ist, mit viel "Snaps" und "Sill" (Hering) der "Midsommar" gefeiert (dass ein großes Möbelhaus dazu Preise reduziert, ist nur eine Randnotiz). In Lettland feiern Menschen die Nacht auf den 24. Juni (der Johannistag) das Hochfest der Geburt Johannes' des Täufers. Frauen zelebrieren ihr Mittsommerfest "Jani" mit Blumen im Haar, Männer mit Kränzen aus Eichenlaub.

Feiern in Stonehenge

Und da ist natürlich Stonehenge, jener geheimnisumrankte prähistorische Steinkreis in der Salisbury Plain in der südenglischen Grafschaft Wiltshire. Zur größten unorganisierte Sommersonnwendfeier werden tausende Menschen erwartet. Selbst ernannte Druiden und Sonnenanbeter, allesamt kostümiert, dürfen zwar seit Jahren nicht mehr direkt zu den Steinen der jungsteinzeitlichen Kultstätte – ihrer Begeisterung kann das wenig anhaben.

Man hofft auf Kaiserwetter, um das Licht voll auskosten und Vitamin D tanken zu können: ein Tag in ganzer Blüte. "Sehnsucht nach Licht ist des Lebens Gebot", wusste schon Henrik Ibsen – und das nicht nur, weil der Norweger war.