Mit einer landesweiten Razzia ist die deutsche Polizei gegen die türkischstämmige Rockergruppe "Osmanen Germania" vorgegangen. Insgesamt waren am Dienstag mehr als 1.000 Polizisten im Einsatz. Nach Angaben des deutschen Innenministeriums besteht der dringende Verdacht, dass der offiziell als Boxclub firmierende Verein in Deutschland illegale Aktivitäten entfalten könnte.

Die "Osmanen" haben aktuell in Deutschland 22 Ortsgruppen mit insgesamt rund 300 Mitgliedern. Der Verein behaupte, Jugendliche "von der Straße holen" zu wollen. Tatsächlich falle der Club durch gewalttätige Gebiets- und Machtkämpfe auf, betonte der geschäftsführende Innenminister Thomas de Maiziere. In der Vergangenheit sei es mehrfach zu schweren Körperverletzungs- und versuchten Tötungsdelikten gekommen. Die Durchsuchungen sollten der Aufklärung von Vereinsstrukturen und Aktivitäten dienen.

Schwerpunkt Nordrhein-Westfalen

Der Schwerpunkt der Razzia lag in Nordrhein-Westfalen, wo die Gruppe nach jüngsten Zahlen die Mehrheit ihrer Mitglieder hat. Dort durchsuchten 800 Polizisten mehr als 40 Wohnungen und Geschäftsräume in 20 Städten. Dabei wurden zahlreiche Datenträger, Schriftstücke, aber auch Waffen und Drogen sichergestellt.

In Nordrhein-Westfalen (NRW) war es vor einem Monat bei einem Einsatz gegen die Gruppierung zu einem tödlichen Zwischenfall gekommen. Der 43-jährige frühere "Präsident" der "Osmanen Germania" in Wuppertal war von einem SEK-Beamten erschossen worden.

Die Rockergruppe hat nach Einschätzung des nordrhein-westfälischen Innenministeriums Verbindungen zur türkischen Regierungspartei AKP und zum Umfeld des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die Gruppierung vertrete türkisch-nationalistische und rechtsextremistische Positionen.