Es sind verstörende Bilder und Videos, die gerade millionenfach auf den Plattformen TikTok und Facebook geteilt werden: Darin wird eine Wal-Dompteurin während einer Show vor Hunderten Zusehern von einem Orca angegriffen und tödlich verletzt. Ihr Name ist angeblich Jessica Radcliffe. Die Clips zeigen unterschiedliche, teils sehr grausame Szenen - die Tiertrainerin wird darin etwa vom Orca attackiert, Blut macht sich im Wasserbecken breit. In anderen viralen Videos schreit die Frau um Hilfe. Sie wird auch leblos von einem Notarztteam auf einer Liege abtransportiert, sogar ihr Begräbnis ist auf sozialen Medien zu sehen. Doch die ganze Geschichte um Radcliffe hat einen großen Haken: Sie ist frei erfunden.

Die Videos, die den brutalen Schwertwal-Angriff zeigen, wurden durch künstliche Intelligenz generiert. Die Bewegungen der Trainerin und des Tieres, das Verhalten der weiteren Protagonisten sowie die Animation des Wassers sind mittlerweile so täuschend echt, dass große Teile der Onlinewelt die Erzählung rund um Radcliffes tragischen Tod offenbar für bare Münze nehmen. User trauern um die eigentlich fiktive Radcliffe in den Kommentaren. Die Zahl der Posts und Shares mit dem Hashtag #JessicaRadcliffeOrca stieg auf TikTok binnen weniger Tage auf mehr als 70 Millionen.

Wie die Fakes enttarnt wurden

Laut dem Faktencheck-Team der Deutschen Presse-Agentur gibt es jedoch „keine seriösen Berichte über den Tod einer Jessica Radcliffe“. Zwar sind in einigen Videos Ausschnitte von echten Orca-Angriffen aus der Vergangenheit zu sehen, die Attacke auf Radcliffe ist jedoch rein fiktiv. Den Faktenprüfern der Website „Snopes.com“ zufolge tauchte die Geschichte im Jänner 2025 zum ersten Mal auf YouTube auf. Nachdem die Clips auf TikTok viral gingen, entstanden unterschiedliche Versionen der Erzählung. In manchen Videos überlebt die Dompteurin knapp, in anderen nicht.

Es gibt eine Reihe von Hinweisen, dass es sich bei den Videos über die Orcatrainerin um Fakes handelt. Erstens ist die Handlung in den Clips sehr unterschiedlich. Details wie verschiedene Neoprenanzüge bestätigen, dass die Videos nicht echt sein können. Zweitens sind die Bewegungen im Wasser teilweise irritierend und wirken animiert, das Größenverhältnis zwischen dem Orca und seiner Trainerin entspricht außerdem nicht der Wirklichkeit. Drittens wäre ein so tragischer Fall mit Sicherheit von nationalen und internationalen Medien aufgegriffen worden - zu einem solchen Vorfall finden sich jedoch keine seriösen Berichte.

Auch Hasen am Trampolin waren KI-generiert

Mit diesen gewaltvollen Szenen, die derzeit in die Feeds von Millionen Nutzern auf TikTok und Facebook gespült werden, haben KI-Fakes ganz neue Ausmaße erreicht. Erst vor kurzem sorgten Kaninchen, die auf einem Trampolin springen, für viel Aufmerksamkeit im Internet. Auch dieses - harmlose - Video war mittels künstlicher Intelligenz erstellt worden, Millionen User konnten die Fälschung zuerst nicht erkennen.