Bei einem Straßenfest der philippinischen Gemeinde im kanadischen Vancouver ist ein Mann mit einem Auto in eine Menschenmenge gefahren und hat mindestens elf Menschen getötet. Dutzende Menschen seien zudem verletzt worden, einige schwer, sagte Steve Rai von der Polizei in Vancouver bei einer Pressekonferenz. „Die Zahl der Toten könnte in den kommenden Tagen und Wochen noch ansteigen.“

Zuvor hatte die Polizei von neun Toten gesprochen. Unter den Toten seien auch „junge Menschen“, es handle sich um Männer und Frauen, sagte Rai. „Dies ist der dunkelste Tag in der Geschichte unserer Stadt.“ In örtlichen Medien schilderten Zeugen eine grausame Szene der Verwüstung. Die Flaggen der städtischen Gebäude in der Metropole wurden auf Anordnung der Stadtverwaltung auf halbmast gesetzt.

Bilder vom Unglücksort

Gab im Voraus keine Drohungen

Der verdächtige 30-Jährige, der den Angaben zufolge alleine in dem Auto saß und nach dem Vorfall festgenommen worden war, sei nach wie vor in Untersuchungshaft. Er lebe in Vancouver, das Auto gehöre „jemandem in Zusammenhang mit der Familie“.

Sowohl die Polizei als auch Einrichtungen für psychische Gesundheit in der Stadt hätten in der Vergangenheit schon mehrfach mit ihm zu tun gehabt. Von einem Terrorakt geht die Polizei nicht aus. Es habe vor dem Straßenfest keine Drohungen oder Ähnliches gegeben.

König Charles III. „zutiefst betrübt“

Der britische König Charles III., der auch Staatsoberhaupt Kanadas ist, zeigte sich tief betroffen. „Meine Frau und ich waren zutiefst betrübt, als wir von dem furchtbaren Angriff und dem tragischen Verlust von Menschenleben in Vancouver erfuhren (...)“, hieß es in einer Mitteilung des 76-jährigen Monarchen auf dem X-Account der Königsfamilie. Er fügte hinzu: „Unsere Herzen und Gebete sind bei allen, deren Leben durch diese schreckliche Tragödie erschüttert wurde, und wir übermitteln unser tiefstes Mitgefühl in einer für so viele Menschen in Kanada äußerst qualvollen Zeit.“

Der Vorfall passierte am Samstagabend im Südosten der Metropole an Kanadas Westküste, in der Nähe eines Parks und eines Friedhofs. Augenzeugen berichteten von einem zuvor fröhlichen Straßenfest mit Essensständen, Musik und Tausenden Besuchern.

Nach einem Konzert zum Abschluss des Fests - einem Auftritt des auf den Philippinen geborenen Künstlers Apl.de.ap von der US-Hip-Hop-Gruppe Black Eyed Peas - waren noch viele Menschen auf den Straßen, als plötzlich ein SUV in einen für Fußgänger vorgesehenen Bereich fuhr, wie örtliche Medien berichteten. Auf Fotos war später ein schwarzes Auto mit beschädigter Front zu sehen, das Polizisten untersuchen.

Passanten hielten mutmaßlichen Täter fest

Der Fahrer soll den Berichten nach versucht haben, zu Fuß zu fliehen. Passanten hielten ihn nach Angaben der Polizei aber am Ort des Geschehens fest. Dann sei er von Beamten in Gewahrsam genommen worden.

Der 30-Jährige aus Vancouver sei der einzige Verdächtige und der Polizei bereits bekannt gewesen, sagte ein Polizeivertreter bei einer Pressekonferenz. Nähere Angaben zu dem Mann und möglichen Hintergründen machte er zunächst nicht. Am Montag finden in Kanada Parlamentswahlen statt.

Anlass des Festes war der Lapu Lapu-Tag zu Ehren des gleichnamigen philippinischen Nationalhelden. Lapu Lapu verhinderte 1521 die Kolonialisierung des Archipels. Seit 2023 ist der 27. April offiziell der Lapu Lapu-Tag in der kanadischen Provinz British Columbia, zu der Vancouver gehört und wo nach jüngsten Zahlen der philippinischen Botschaft rund 3,5 Prozent der Bevölkerung Wurzeln in dem südostasiatischen Land hat. Das Straßenfest in Vancouver fand zum zweiten Mal statt.

„Etwas, das in den Staaten passiert - nicht hier“

„Es war, als würde man eine Bowlingkugel einschlagen sehen - alle Bowling-Pins und alle Kegel flogen in die Luft“, erzählte der Zeuge und Journalist Kris Pangilinan dem öffentlichen Rundfunk CBC. Ein Mann namens Yoseb Vardeh, der auf dem Fest einen Food-Truck betrieben hatte, schilderte der Zeitung „Vancouver Sun“, er habe einen aufheulenden Motor gehört. „Und dann schaue ich hoch und da fliegen Leute. Es ging einfach so verdammt schnell.“ Er sei zusammengebrochen, als er nach Hause gekommen sei. „Das ist etwas, das in den Staaten passiert - nicht hier“, sagte Vardeh mit Blick auf das Nachbarland USA.