In Istanbul werden nach den Erdbeben 151 Verletzte behandelt. Sie seien „aus Panik aus der Höhe gesprungen“, schrieb das Istanbuler Gouverneursamt auf der Plattform X. Sie schwebten aber nicht in Lebensgefahr. Innenminister Ali Yerlikaya schrieb auf X, es gebe bisher keine Kenntnisse über Tote. Über größere Sachschäden war zunächst nichts bekannt. Die Stadt wird seit dem Mittag immer wieder von Beben erschüttert, das stärkste mit 6,2.
Einem ersten Beben um 12.49 Uhr (11.49 Uhr MESZ) folgten drei weitere mit einer Stärke zwischen 3,9 und 4,9, wie die Nationale Katastrophenschutzbehörde Afad auf X mitteilte. Als die Häuser anfingen zu zittern, liefen tausende Menschen in Panik auf die Straßen. „Ich habe das Beben gespürt und bin rausgerannt“, sagte ein Maler in der Nähe des Galata-Turms, der vier Stockwerke herunterrasen musste.
Keine Informationen über Verletzte, Tote oder eingestürzte Gebäude
Das Gouverneursbüro rief die Bevölkerung auf, keine Gebäude zu betreten, die durch die Erdbeben beschädigt worden sein könnten. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte, er verfolge die Entwicklungen genau“. Die Beben waren auch in Griechenland und Bulgarien zu spüren.
Istanbul lebt in der Furcht vor dem „Big One“: Einige südliche Stadtbezirke sind nur 15 Kilometer von der Nordanatolischen Verwerfung entfernt, die zu den aktivsten Erdbebenzonen der Erde gehört. Einige Experten halten ein Erdbeben der Stärke 7 bis zum Jahr 2030 für möglich, wodurch hunderttausende Gebäude ganz oder teilweise einstürzen könnten.
Beben auch in Griechenland spürbar
Das Erdbeben war auch in Teilen Griechenlands deutlich zu spüren. Vor allem im Nordosten des Landes am Grenzfluss Evros zur Türkei hin wurden die Menschen in Angst versetzt, berichteten griechische Medien. Zuvor hatten sie aufgrund der ersten, schwächeren Beben bereits eine Warn-SMS des griechischen Katastrophenschutzes erhalten. Meldungen über die Erdstöße gab es außerdem von etlichen Ägäisinseln, darunter Chios und Lesbos. Schäden habe es jedoch nicht gegeben, hieß es in den Berichten übereinstimmend.
Das Beben ereignete sich im Marmarameer knapp 30 Kilometer südlich der türkischen Küste, zitierte Geosphere Austria das Europäisch-Mediterrane Seismologische Zentrum (EMSC). Nördlich des Epizentrums bei der Stadt Corlu sind leichte Gebäudeschäden möglich, sowie im 50 Kilometer entfernten Istanbul. Das Beben wurde über 1.000 km entfernt wahrgenommen, so der österreichische Erdbebendienst.
Immer wieder schwere Erdbeben in der Türkei
In der Türkei ist es wiederholt zu schweren Erdbeben gekommen. Am 6. Februar 2023 hatte ein Beben der Stärke 7,8 den Südosten der Türkei und den Norden Syriens erschüttert. Am selben Tag ereignete sich ein weiteres Beben, das die Stärke von 7,5 erreichte. Dem folgten mehrere Nachbeben. Es gab Zehntausende Tote und zahlreiche Verletzte in beiden Ländern. Die Schäden waren enorm. Hunderttausende Menschen mussten in Zelten und Containern untergebracht werden, weil ihre Häuser zerstört oder einsturzgefährdet waren.