Sie predigte beim Osterdinner im „Blue Room“ des Weißen Hauses und durfte beim Essen sogar direkt neben Präsident Donald Trump Platz nehmen: Die evangelikale Pastorin Paula White-Cain ist seit vielen Jahren enge Vertraute des amerikanischen Regierungschefs. So war es keine Überraschung, dass die TV-Predigerin nach seiner Wahl Teil seines Teams wurde - als Sonderbeauftragte der Regierung und leitende Beraterin des neu geschaffenen Büros für Glaubensfragen des Weißen Hauses.

President Donald Trump bows his head during a prayer at an Easter prayer service and dinner in the Blue Room of the White House in Washington, Wednesday, April 16, 2025, with Pastor Paula White, left, and Rev. Franklin Graham, right. (Pool via AP)
Paula White-Cain nahm während des Dinners an der Seite von Donald Trump Platz © AP/

Doch White-Cain, die aus dem Südstaaten-Bundesstaat Mississippi stammt, hat sich schon lange vor ihrer Arbeit für Donald Trump eine große Fangemeinde in den USA aufgebaut und das nicht immer ohne Kritik. Die 59-Jährige ist als Unternehmerin, Bestseller-Autorin, Lehrerin und Motivationstrainerin tätig und auf der Webseite des Weißen Hauses wird sie auch als „geistgeleitete Predigerin von Gottes Wort“ beschrieben. Ihr Vermögen wird auf mehrere Millionen US-Dollar geschätzt. Dabei hat sie gar keinen akademischen Abschluss in Theologie. In der Kritik steht sie unter anderem, weil sie eine Vertreterin des sogenannten Wohlstandsevangeliums, der Erfolgstheologie, ist. Nach diesem ist irdischer Wohlstand - also auch Reichtum - ein Zeichen für Gottes Gunst. So verwundert es auch nicht, dass Fans von White-Cain auf ihrer Webseite paulawhite.org hinlänglich die Möglichkeit haben, viel Geld zu spenden - und dafür auch Produkte bekommen.

So erhält man etwa mit einer Pessach-/Osterauferstehungsspende von 125 US-Dollar ein „Kommunionsset aus Olivenholz aus dem Heiligen Land“, bei einer Spende von 50 US-Dollar erhält man White-Cains Andachtsbuch und -serie mit Kommunions-CD. Und wenn man sogar 1.000 US-Dollar spendet, dann erhält man all das plus zusätzlich ein Waterford-Kristallkreuz. „Während andere Traditionen den stillen, bescheidenen Pastor respektieren, der seine Gemeinde liebt und ihr von einem bescheidenen Pfarrhaus aus dient oder ein zufriedenes, bürgerliches Leben führt, rühmt sich der Pastor der Wohlstandskirche seines Reichtums und seiner Macht“, schreibt David French in einer Kolumne für die New York Times. „Traditionelle Christen sind es gewohnt, Geld zu geben, um den Armen zu helfen und die Lichter in der Kirche brennen zu lassen. Christen, die dem Wohlstandsevangelium folgen, geben Geld für die Villa des Pastors und - in extremen Fällen - für den Jet des Pastors.“

White-Cain sorgte mit Predigt bereits für Belustigung

Doch White-Cain, die in dritter Ehe mit dem Journey-Sänger Jonathan Cain verheiratet ist, wäre als TV-Predigerin nicht so berühmt geworden, wenn sie nicht genau weiß, wie sie auch vor der Kamera auftreten muss. Und wie man für Aufsehen sorgt. Ein Beispiel? Während der Auszählung im Wahlkampf 2020 belustigte ein Video in den sozialen Netzwerken. In einer Predigt betete sie eindringlich für den Sieg Trumps bei den Präsidentschaftswahlen. Dabei wiederholt White-Cain ekstatisch einige Passagen immer und immer wieder, etwa: „Ich höre den Klang des Sieges“ oder „Der Herr sagt, es ist getan“. Das vielfach geteilte Video zeigt einen kurzen Ausschnitt eines zweieinhalbstündigen Gottesdienstes der Kirche „City of Destiny“ in Apopka im Bundesstaat Florida. Darin spricht White-Cain von Wahlbetrug, Fehlberechnungen und Leuten, die versuchten, die Wahl zu kapern. „Wir entfesseln die Macht und die Autorität des Herrn gegen jeden Dämon, der dieser Wahl begegnet ist“, predigt sie. Trump hatte wiederholt die Rechtmäßigkeit der Wahl angezweifelt.