Schreckliche Szenen spielten sich im bayrischen Aschaffenburg ab. Eine Kindergartengruppe wurde Opfer einer Messerattacke, dabei gab es zwei Todesopfer. Bei den Opfern handelt es sich um einen marokkanischen Buben im Alter von zwei Jahren und einen 41-jährigen Passanten, wie der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in Aschaffenburg sagte. Drei Menschen seien verletzt worden: ein zweijähriges syrisches Mädchen, eine 59-jährige Erzieherin der Kindergartengruppe sowie ein 72-jähriger Deutscher.
Passanten verfolgten Täter
Nach Herrmanns Angaben stach der afghanische Tatverdächtige nach ersten Erkenntnissen „unvermittelt und gezielt“ mit einem Küchenmesser auf ein Kind aus der Kindergartengruppe ein. Dabei wurde der Zweijähriger getötet. Ein 41-Jähriger versuchte demnach mutmaßlich, weitere Angriffe auf Kinder zu verhindern und wurde dabei getötet. Weitere Passanten verfolgten den Täter, der daraufhin wenige Minuten nach der Attacke von Einsatzkräften der Polizei gefasst wurde.
Verdächtiger sollte aus Deutschland ausreisen
Wie Herrmann unter Berufung auf erste Ermittlungserkenntnisse mitteilte, befand sich der Verdächtige in psychiatrischer Behandlung und sollte aus Deutschland ausreisen. Er sei in der Vergangenheit mindestens dreimal wegen Gewalttaten aufgefallen, jeweils in psychiatrische Behandlung gekommen und wieder entlassen worden, sagte der Minister. Im Dezember habe das Amtsgericht in Aschaffenburg eine Betreuung für ihn angeordnet.
Laut Herrmann war der Mann im November 2022 eingereist. Vor rund eineinhalb Monaten kündigte er gegenüber den Ausländerbehörden dann schriftlich seine freiwillige Rückkehr nach Afghanistan an. Sein Asylverfahren sei daraufhin am 11. Dezember eingestellt worden, und er sei zur Ausreise aufgefordert worden. Der Verdächtige habe sich aber danach offenbar weiter in psychiatrischer Behandlung befunden, sagte Herrmann weiter.
Motiv war unklar
Das Motiv für den Angriff war unklar, die Ermittler gingen nach Angaben des bayerischen Innenministers aber von einem Zusammenhang mit den psychischen Erkrankungen des 28-Jährigen aus. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnräume in einer Flüchtlingsunterkunft seien „keinerlei Hinweise auf eine radikale islamistische Gesinnung“ gefunden, sagte Herrmann. Dagegen seien Medikamente gefunden worden, die zu seiner Erkrankung passten. Die Polizei werde die Hintergründe weiter aufklären.
Verletzte nicht in Lebensgefahr
Nach Angaben von Landesgesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) wurden die drei Verletzten in einem Aschaffenburger Krankenhaus behandelt und schwebten nicht in Lebensgefahr. Neben dem zweijährigen Mädchen mit Stichverletzungen im Halsbereich handelte es sich demnach um einen 72-Jährigen mit Stichverletzungen im Oberkörper und eine Erzieherin der Kindergartengruppe, die sich bei einem Sturzgeschehen den Unterarm brach.
Die weiteren Kinder der Gruppe sowie deren in Kenntnis gesetzte Angehörige wurden unter Hinzuziehung von geschultem Fachpersonal betreut, so die Polizei.
Ganz Bayern erschüttert
Die Attacke löste in Bayern und darüber hinaus Entsetzen aus. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach von einem „entsetzlichen Tag für ganz Bayern“. Der Vizeministerpräsident und Chef der in Bayern mit der CSU regierenden Freien Wähler, Hubert Aiwanger, sprach von „tiefem Schmerz angesichts des Dramas“. „Aber Trauer reicht nicht mehr - wir müssen noch konsequenter vorgehen gegen Straftäter und Gefährder unserer Sicherheit“, erklärte er.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bezeichnete das Geschehen als „unfassbar“ und versicherte den Opfern und Angehörigen das Mitgefühl der Bundesregierung. Die Behörden müssten nun „mit Hochdruck aufklären“, warum „der Attentäter“ überhaupt noch im Land sei, erklärte er in Berlin.
Die Hintergründe der Attacke waren zunächst unklar. Weil ein Verdächtiger versucht haben soll, über Bahngleise zu fliehen, wurde der Bahnverkehr im Nahbereich der Stadt eingestellt. Züge von und nach Aschaffenburg werden nach Bahnangaben aktuell zurückgehalten. Wie groß die Auswirkungen auf den Regional- und Fernverkehr sein werden, war zunächst nicht absehbar.
Park nahe der Innenstadt
Aschaffenburg liegt im bayerischen Regierungsbezirk Unterfranken, nahe der Landesgrenze zu Hessen. Der Park namens Schöntal ist innenstadtnah. Die Polizei ist dort immer wieder mit Fußstreifen unterwegs, wie der Sprecher sagte. Womöglich auch deshalb hätten die Verdächtigen rasch gefasst werden können.
Im vergangenen November stufte die Polizei den Park Schöntal als „gefährlichen Ort“ ein, berichtete der „BR“ online. Der Ort sei sicher, sagte ein Polizeisprecher damals, es handle sich um Delikte innerhalb des Drogenmilieus.