Eine wissenschaftliche Untersuchung der deutschen Studentin Maren Schulze-Velmede hat alarmierende Zahlen zur sexuellen Belästigung von Bedienungen auf dem Oktoberfest zutage gefördert. Im Rahmen ihrer Abschlussarbeit an der Hochschule München stellte Schulze-Velmede fest, dass 76 Prozent der befragten Kellnerinnen während ihrer Arbeit auf der „Wiesn“ sexuelle Belästigungen erlebt haben. Das berichtete die deutsche „Bild“-Zeitung. Auffällig dabei ist, dass nur wenige dieser Vorfälle den Vorgesetzten gemeldet werden. Stattdessen entwickeln viele Bedienungen individuelle Strategien, um mit den Übergriffen umzugehen.
Keine ausreichende Unterstützung durch Betreiber
Schulze-Velmede, die selbst über mehrere Jahre als Bedienung auf dem Oktoberfest tätig war, analysierte in ihrer Arbeit die Wahrnehmung und den Umgang der Betroffenen mit solchen Vorfällen. Sie kritisiert, dass viele Festzelte ihren Mitarbeiterinnen keine ausreichende Unterstützung im Umgang mit sexueller Belästigung bieten.
In Reaktion auf diese Problematik hat das Schottenhamel-Festzelt, in dem Schulze-Velmede ebenfalls gearbeitet hat, Maßnahmen eingeführt, um die Sicherheit der Bedienungen zu erhöhen. Dazu gehören:
• Eine Schutzzone, die in Notfällen Schutz bietet
• Eine kostenlose App, die Echtzeit-Notrufe und Standortübermittlung ermöglicht
• Ein Informationshandout mit Anlaufstellen für Hilfe sowie die Teilnahme an der Kampagne „Nein heißt Nein!“ der Münchner Polizei
Bewusstsein für sexuelle Belästigung soll geschärft werden
Christian Schottenhamel, Betreiber des gleichnamigen Festzelts, betont die Wichtigkeit eines offenen Umgangs mit dem Thema. Er erklärt, dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für solche Situationen sensibilisiert wurden und wissen, dass sie in unangenehmen und bedrohlichen Situationen Unterstützung erhalten. Zudem werden die Gäste durch Plakate und andere Maßnahmen darauf hingewiesen, den Kellnerinnen und Kellnern mit Respekt zu begegnen.
Für ihre wissenschaftliche Arbeit wurde Schulze-Velmede mit dem Volker-Letzner-Wissenschaftspreis 2024 ausgezeichnet. Sie betont, dass es von großer Bedeutung sei, das Bewusstsein für sexuelle Belästigung in der Gesellschaft zu schärfen und offen über das Thema zu sprechen, insbesondere auf Großveranstaltungen wie dem Oktoberfest.