Pro & Kontra: „Braucht Europa eine gemeinsame Armee?“, 9. 3

Viele werden sich noch daran erinnern können, dass für den Beitritt zur Europäischen Union, unter anderem mit dem Versprechen „Nie mehr Krieg in Europa“ geworben wurde! Was ist aus dem Friedensprojekt geworden? Wie wir selbst erleben können, werden unsere Gelder in Milliardenhöhe, die im Inland dringend für die elementaren Dinge benötigt werden, für den Ukraine-Krieg, der ohnehin nicht zu gewinnen ist und täglich tausende Menschen das Leben kostet, sinnlos verprasst! Wir als neutrales Land sind für dieses Elend dort mit verantwortlich. Alle bisherigen Sanktionen haben vor allem unserer Wirtschaft und deshalb auch jedem einzelnen von uns geschadet. Deshalb der Appell an die Verantwortlichen der EU, endlich den Schalter umzulegen – ansonsten verliert diese Institution völlig an Glaubwürdigkeit.
Richard Leopold Tomasch, St. Michael

Wachgerüttelt

Ich weiß nicht, ob ich dem US-Präsidenten Trump dankbar sein soll oder nicht. Auf jeden Fall wurde Europa aus dem bequemen, relativ billigen Nato-Dahindösen wachgerüttelt. Trumps „America first“ ist eben nicht nur ein Wahlspruch gewesen, sondern die USA wollen uns in Europa einfach nicht mehr militärisch unterstützen. Das ist zwar etwas eigenartig, wenn man an die europäischen Wurzeln der Masse der weißen US-Amerikaner denkt, ist aber für uns plötzlich traurige Wahrheit.

Und somit ist es sonnenklar, dass wir ab sofort in Europa militärisch auf eigenen Beinen werden stehen müssen, wenn wir unseren bisherigen Lebensstil weiter fortsetzen wollen. Leider hat man das seitens der EU nie sonderlich ernstgenommen, aber jetzt „brennt der Hut“ und wir können es uns nicht mehr leisten, dass jedes Land in Europa sein eigenes, oft recht dünnes, militärisches Süppchen kocht! Nur eine modern ausgerüstete europäische Armee hat in Zukunft eine echte Chance gegen Großmächte wie eben China, Russland oder die USA. Ich weiß, dass wir Österreicher uns gerne hinter unserer „Neutralität nach Schweizer Vorbild“ verstecken, aber eine gesamteuropäische Verteidigung ist jetzt einfach unerlässlich geworden und man wird baldigst Wege finden müssen, wie alle 49 Länder Europas gemeinsam eine schlagkräftige Verteidigung einrichten.
Werner Hardt-Stremayr, Annenheim

Neutralität

Jetzt ist es also wieder einmal so weit, man hört manchmal schon Stimmen, sich von der Neutralität zu verabschieden - hat man schon vergessen, dass wir seit Ende des Zweiten Weltkrieges vor allem aufgrund unserer Neutralität gut gefahren sind? Die USA sind politisch endgültig total auf Frontalkurs zu Europa gegangen, Russland ist der neue Freund - 1989, nach Zerfall der Sowjetunion noch, wollten die Amerikaner die Russen auf keinen Fall in der Nato haben - und jetzt?

800 Milliarden Euro will die EU aufstellen zur Aufrüstung? Und wer soll so schnell alles das, was man jetzt so braucht zur Kriegsführung, herstellen? Übrigens: 1000 Milliarden Euro ist das EU-Budget. K. H. Waggerl hatte recht: „... denn es ist keine Weisheit bei der Macht der Mächtigen und so werden es allein die Kräfte des Herzens sein, die uns vielleicht noch einmal werden retten können.“
Friedrich Weixler, Voitsberg

Wenn es uns betrifft?

Selenskyj Kriegstreiberei und Forderungen, er wolle immer mehr, sagen viele – alles recht und schön gesagt, doch wurde dieses Land nicht von Russland überfallen und angegriffen? Viele können es nicht verstehen, vermutlich nur so lange, bis es uns selbst betrifft! Wäre es auch dann Kriegstreiberei, wenn jemand in dein, mein oder euer Haus kommt und das Wohnzimmer in Anspruch nimmt, außerdem den Rest des Hauses terrorisiert und zerstört? Würdet ihr euch in einem derartigen Fall nicht auch wehren und um Hilfe bitten?

In den letzten Jahren schaffen sich viele Menschen Sicherheitseinrichtungen wie Alarmanlagen, Wachhunde und sogar Waffen an, um sich im Falle des Falles wehren bzw. potenzielle Räuber abschrecken zu können! Ist dies auch unter Kriegstreiberei einzuordnen? Ach ja, man könnte ja auch Friedensverhandlungen führen: Bitte, verlassen Sie mein Haus, meine Wohnung – und was kann ich Ihnen dafür anbieten?

Dürfen Staaten und Staatengemeinschaften nicht auch Sicherheitseinrichtungen anschaffen, wenn es vielfach als Abschreckung gilt? Jetzt gibt es aber auch konkrete Anlässe, die USA lassen Europa im Stich und der Krieg steht vor der Haustür. Da braucht es normalerweise doch keine Volksabstimmung, um sich zu schützen und um für unser Land Verteidigungsmöglichkeiten zu verschaffen, oder?
Peter Klatzer, Klagenfurt

Gemeinschaftsschulden

Da man sich nicht sicher ist, ob die Trump-USA weiterhin eine „atomare Absicherung und Verteidigung“ Europas garantieren will, werden Pläne diskutiert, wie die Europäer selbst eine solche bewerkstelligen könnten! Nun, zwei Länder haben Atomwaffen, Frankreich und Großbritannien. Doch beide werden die Befehlsgewalt immer selbst behalten wollen, speziell Frankreich, wo Einsatzentscheidungen nur von der Prämisse geleitet werden, ob es Frankreich nützt oder schadet!

Aber nützen könnte diesen zwei Staaten eine Finanzierung durch die EU, natürlich über laut Verträgen verbotene Gemeinschaftsschulden, denn sowohl die französische als auch die britische militärische Infrastruktur sind arg veraltet und bräuchten dringend eine Modernisierung, was eben dieses europäische Geld aus Brüssel bieten könnte! Finanzierung ja, Mitsprache und Entscheidung nein. Will man das? Zweifel sind mehr als angebracht!

Conclusio: Man mag mit Trumps „Politik“ oder Teilen davon nicht einverstanden sein, doch man wird sich mit ihm und den USA zwangsläufig arrangieren müssen! Das bringt mehr Sicherheit und kostet weniger!
Manfred Waldner, Fulpmes

Natobeitritt?

Laut Umfragen sind in etwa 74 Prozent für ein Beibehalten der Neutralität. Wir haben jetzt eine Außenministerin, die die Neutralität infrage stellt und einen Natobeitritt befürwortet. Spielt die Meinung der Bevölkerung hier überhaupt eine Rolle? Wie wird das enden?
Erwin Greitler, St. Peter-Freienstein

Selbstkorrektur

800 Milliarden, in eine Zahl gegossene, schlimmste Kriegshetze. Ein zartes Wörtlein dazu von Helmut Schmidt, dem ehemaligen Bundeskanzler der Republik Deutschland, über die Politiker-Generation Konrad Adenauers: „Diese Generation ist in die Politik gegangen, nicht um eine politische Karriere zu machen, sondern die sind in die Politik gegangen, um zu verhindern, dass all das Schreckliche der Nazizeit und des Krieges sich jemals wiederholen könnte.“ Gar nicht so viele Jahre später verstehen die Politiker diese Worte schon nicht mehr.

Gut, das Wesen einer Demokratie ist die Möglichkeit ihrer ständigen Selbstkorrektur. Und so können falsch eingeschlagene Wege immer wieder korrigiert werden; in einer Diktatur ist das nicht möglich. Der Vorzug einer Demokratie: ihre Selbstkorrektur mit den dazugehörigen Mechanismen.
Theodor Arbeiter, Hermagor/St. Radegund

Präventivschläge

Die lauthals propagierte Aufrüstung provoziert allenfalls russische Präventivschläge. Die gegenwärtigen europäischen Politmeinungsbildner treiben uns geradezu in den Untergang.
Dr. Michael Feischl, St. Lambrecht