Daran, dass die Koreaner in vielen Segmenten bei der Musik sind, ist nicht mehr zu zweifeln. Ob Kleinwagen, Kompaktklasse, Limousinen oder SUV - da können sich Hyundai und Kia schon länger mit den Besten messen. Ein weißer Fleck war allerdings die Kategorie Sportwagen - um dieses Thema machten die Asiaten bis dato einen weiten Bogen.

Mit dem Stinger tritt Kia jetzt aber den Beweis an, dass Korea auch sportliche Autos kann. Und zwar ziemlich gut kann. Für mich ist der coupéartige Viertürer nicht bloß der stärkste und schnellste Wagen der Marke, sondern auch der bislang schönste. Da ist dem deutschen Chefdesigner Peter Schreyer ein großes Kompliment zu machen, der Stinger trägt sein Herzblut.

Wie sehr der Stinger geglückt ist, beweist auch die Tatsache, dass er medial ordentlich Wind macht. Dass eine koreanische Sportlimousine auf Anhieb den deutschen Platzhirschen einheizt und seinem Namen als Stachel im Fleisch gerecht wird, ist schon erstaunlich.

Ich gebe zu: Auch mich hat der Stinger beeindruckt - vor allem in der mir zur Verfügung gestellten Topversion mit Allrad und 370 PS. Auch wenn es da und dort vielleicht noch ein wenig an Feinschliff fehlt für einen Premium-Anspruch, gibt sich der Kia kaum eine Blöße. Es gefällt, wie der Stinger den Spagat zwischen Gran Turismo und Sportwagen hinkriegt und souverän zwischen Komfort und krachendem Sport-plus-Modus wandelt.

Lässt man wirklich den Stachel raus, geht der Stinger - moderiert von einem adaptiven Fahrwerk und fünf Modi - ab wie die sprichwörtliche Post: Der doppelt aufgeladene 3,3-Liter-V6 ist ein Kraftspender vom Feinsten, hängt dezent knurrend sauber am Gas, der Allradantrieb ist schön heckbetont ausgelegt, die serienmäßigen Brembo-Bremsen stellen die Verzögerung des 1,8 Tonners nicht infrage. Im Grenzbereich kann der Stinger freilich schnell giftig werden, da sollte man vielleicht doch nicht übermütig werden.

Wie wohnt es sich im Stinger? Recht luxuriös. Es gibt feines Nappaleder-Gestühl, das Platzangebot ist dank des beachtlichen Radstands von 2,91 Metern auch im Fond gut - sofern nicht ein Lulatsch wie ich hinten hockt. Cockpit und Armaturen passen, Materialmix und Anmutung sind okay. Doch das Beste kommt zum Schluss: der Preis. Mit 62.790 Euro inklusive der All-inclusive-Ausstattung, aller Assistenten und Sieben-Jahre-Garantie ist der Stinger ein Sonderangebot.