
Es gibt sie immer wieder, diese Autos, die technisch oder vom Konzept her ihrer Epoche weit voraus fliegen. Die Zukunft als Verkaufsargument – das klingt natürlich spannend, und dennoch eint sie alle das gleiche Schicksal: Wirklich haben wollte sie als Neuwagen kaum jemand, sodass sie für ihre Hersteller meist zum finanziellen Debakel wurden. So auch der Audi A2. Doch wie um alles in der Welt konnte das passieren?
Ende der 1990er-Jahre war Audi auf einem echten Höhenflug. Die neuen Modelle von A3 bis A8 waren etabliert und angesehen, es gab Varianten mit Allrad, Turbo, Biturbo und natürlich die damals allgegenwärtigen TDIs. Alles lief wunderbar, und da bietet es sich doch an, noch eines drauf zu setzen. Am besten mit einem Konzept, das es so noch überhaupt nicht gegeben hat.
So entstand ein nicht einmal vier Meter langer Minivan mit einem Luftwiderstand von gerade einmal 0,28, mehr als 400 Litern Kofferraum, Platz für vier Erwachsene und nur knapp 900 Kilogramm Leergewicht. Aluminium als Material für die komplette Karosserie war das Zauberwort, und zugleich eine gute Gelegenheit für die Ingolstädter, die teure Technik namens Audi Space Frame (ASF) nicht nur beim Flaggschiff A8, sondern auch bei einer Baureihe mit höheren Stückzahlen einzusetzen. Irgendwann sollten sich die Investitionen ja rentieren.
Die Technik für den A2 lieferte der große Konzernbaukasten: Achsen vom VW Polo, die Motoren mit 75 PS (Diesel und Benziner) von VW Golf und Audi A3, und da alles mit größter Sorgfalt zusammengebaut wurde (hier ging es schließlich um die technologische Speerspitze der Marke), hielt das alles weit länger als bei praktisch allen anderen Ringkämpfern.
Ohne zu übertreiben kann jedenfalls gesagt werden, dass der A2 zu seiner Premiere vor 20 Jahren revolutionär war. Das Design im schnörkellosen Bauhaus-Stil ließ den schlauen Zwerg größer wirken, als er in Wahrheit war, und so zeitgemäß die Eckdaten auch klingen – seinerzeit kapierte einfach kaum jemand, was Audi damit eigentlich wollte.
Wer dachte damals schon an geringe Emissionswerte und platzsparende Abmessungen? Wenn schon Leichtbau, dann bitteschön erst recht mit reichlich Leistung! Und das Schicksal des vielleicht innovativsten Fahrzeugs der VW-Tochter nahm ihren Lauf.
So erfolgreich der kleine Neckarsulmer heute wohl wäre, so sehr wurde er vor 20 Jahren zum finanziellen Fiasko. Die Produktionskosten waren bei den geringen Stückzahlen immens, pro verkauftem Exemplar machte Audi 7000 Euro Verlust. Am heftigsten beim A2 1,2 TDI, der zahlreiche Spezialteile benötigte und mit diversen Zugeständnissen nur 3 Liter Diesel auf 100 Kilometer vernagelte.
Hastig führte man 2002 einen 1,6-Liter-Motor mit 110 PS ein, um dem Kleinen ein etwas sportlicheres Image zu verpassen, aber da war es schon zu spät. Nach nur fünf Jahren und 176.377 Stück war Schluss. Stattdessen konzentrierte man sich lieber auf leistungsstarke Sportwagen und luxuriöse Coupés – mit denen man dann auch wieder Geld verdiente.
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06.12.2020 um 08:44 Uhr
... pro verkauftem Exemplar machte Audi 7.000 EUro Verlust.
Vielen Dank - ich meine: Audi hätte werben können: Vorsprung in der Unwirtschaftlichkeit.
06.12.2020 um 07:37 Uhr
Tipp
Wenn ein Leser einen A2 daheim sehen hat - nicht verkaufen. Die Preise für den kleinen Audi werden in den nächsten Jahren steigen und steigen und steigen.
06.12.2020 um 10:12 Uhr
für Ersatzteile
auf jeden Fall.
06.12.2020 um 07:12 Uhr
gott sei dank haben
wir in unserer familie 4 stück davon und danach kommen nur mehr elektrische antriebe in frage