Vom unschuldigen Augenaufschlag darf man sich nicht täuschen lassen. Dieser Mini hat es faustdick hinter den Kotflügelverbreiterungen. Beziehungsweise noch ein Stückchen weiter hinten, denn in Mittellage trägt die britische Kultkiste einen Zwei-Liter-Turbobenziner aus dem Konzernregal von Volkswagen. Der macht dem Wägelchen nicht nur Beine, es fliegt förmlich: 220 PS wuchtet es auf die Hinterachse, in vier Sekunden pulverisiert der Zwerg die 100-km/h-Marke und erst bei unvorstellbaren 200 km/h ist Schluss - elektronisch abgeregelt.

Da beginnen sich ausgewachsene Sportwagen zu fürchten und wenn er ganz ehrlich ist, hat Raffael Heierli bei diesem Tempo in der Taschenrakete wohl auch schon feuchte Hände bekommen. Insofern war es eine gute Idee, seine Kreation „Meanie“ zu nennen - dieser Wicht ist wirklich gemein.

Dabei hat 2013 alles ganz harmlos angefangen: mit einer Semesterarbeit für sein Maschinenbaustudium an der Hochschule für Technik im Schweizer Rapperswil. „Strukturanalyse zur Konstruktion eines Mittelmotor-Sportwagens in Oldtimer-Optik, zulassungsfähig und in kleiner Serie umsetzbar“, lautete der Titel und das Fahrzeug der Wahl war ein klassischer Mini aus den 1990ern.

Papier ist geduldig - Heierli nicht. Er fragte beim Schweizer Unternehmer Walter Frey um Unterstützung an, um aus dem Knallfrosch mehr als eine akademische Fingerübung werden zu lassen, und der war als langjähriger Mini-Importeur sofort Feuer und Flamme. Mit zwei Studienkollegen stellte er in einer Hinterhofwerkstatt in 17 Wochen und Tausenden Arbeitsstunden einen Prototyp auf die Räder. Mit viel neuer Technik unter dem Blechkleid, das 1959 in Serie ging.

Weitere 18 Monate und 17.000 Seiten an Vorschriften später hat der übermotorisierte Winzling tatsächlich eine Straßenzulassung und sein Konstrukteur die Genehmigung, eine Kleinserie zu bauen. Immerhin fünf der kleinen Fieslinge soll es geben - und seine Bachelorarbeit hat Raffael Heierli mehr als nur bestanden.