Seit 1946 hat kein Hahn nach der viel zu früh verblichenen Automarke gekräht. Und jetzt sind es gleich zwei Firmen, die den Storch – das Markentier von Hispano-Suiza – wieder fliegen lassen wollen. Zum einen die spanische Familie Mateu, in deren Händen die Marke seit vier Generationen ist und die angekündigt hat, ihre Elektrorenner in Barcelona fertigen zu lassen. Zum anderen der Österreicher Erwin Himmel, der seine Supersportwagen in Villach bauen will. Aber der Reihe nach.

Auf dem Autosalon in Genf zeigten jedenfalls die Spanier einen Retro-Renner namens Carmen (benannt nach der Mutter des Firmen CEO Suqué Mateu) in spektakulärem Blechkleid, dass sich am stromlinienförmigen Einzelstück des Hispano Suiza H6C Dubonnet Xenia aus dem Jahr 1938 orientiert. Damit enden allerdings die Gemeinsamkeiten: Unter der exaltierten Außenhaut trägt der Carmen ein Monocoque aus Carbon.

Und auch keinen Verbrenner, sondern zwei Elektromotoren, die für 750 kW (1019 PS) gut sein sollen. Damit ist der Sprint von 0 auf 100 km/h in weniger als drei Sekunden abgehakt. Die Reichweite des 1,7 Tonnen leichten Stromsportlers liegt mit der optionalen 105-kWh-Batterie bei rund 400 Kilometern.

Die Pläne der Spanier sind ehrgeizig, wollen sie doch im Juni 2020 mit der Produktion starten und 19 Stück des exklusiven Stromers auf die Räder stellen. Falls jemand darüber nachdenkt, den Carmen zu bestellen: Der Flügeltürer kostet ab rund 1,8 Millionen Euro.

Der Hispano-Suiza aus Österreich

Jetzt zum Hispano-Suiza aus Österreich: Der Designer Erwin Himmel hat einen klangvollen Namen. Als Chefstylist des Volkswagen Design Centers in Barcelona beeinflusste er früher maßgeblich die Linien der Konzernmarken. Dann wollte ihn Ferdinand Piëch als Designboss von Skoda sehen. Doch Mladá Boleslav schmeckte Himmel nicht, und der Südsteirer machte sich 2004 mit einem eigenen Studio (Furore Design) selbstständig. Seither verfolgt er auch den Traum, die vor 73 Jahren verblichene spanische Prunkmarke Hispano-Suiza zu reanimieren. Was ihm 2010 mit einem ersten Schritt gelang, als er in Genf einen Prototyp zeigte. Danach aber wurde es wieder still um Himmel und seine Pläne.

Doch jetzt betrat der 60-jährige Leibnitzer als Präsident der im schweizerischen Zug ansässigen Hispano-Suiza Automobilmanufaktur erneut die Autobühne. Nach jahrelanger Vorbereitung hat Himmel finanzstarke Investoren an Bord geholt und gab im Industrieviertel von Villach bei einer Präsentation den Startschuss für sein Comeback der Edelmarke. Und die ersten Exemplare des 1085 PS starken Luxusrenners namens Maguari HS1 GTC sollen auch noch heuer im kärntnerischen Entwicklungsstützpunkt montiert werden, ehe auf einer grünen Wiese eine kleine, exklusive Manufaktur entstehen soll.

Pro Jahr will Himmel, der die Markenrechte für die wichtigsten Märkte besitzt, 50 Fahrzeuge fertigen, limitiert auf 300. Und wer, bitte, legt dafür 2,2 Millionen Euro auf den Tisch? Himmel: ,,Es gibt weltweit 240.000 reiche Menschen, die pro Jahr 30 Millionen Dollar für Luxus ausgeben.“ Der Designer, der sich im Wettbewerb mit Bugatti und nicht mit den extremen Hypercars sieht, will sein Edelstück als Skulptur und luxuriöses Kunstobjekt positionieren. „Wir möchten in Kunstgalerien stehen und nicht auf Autosalons.“ Als weitere Modelle sind ein Cabrio und ein Wasserstoffauto in Planung. Himmel will zudem das Portfolio von Hispano-Suiza erweitern und denkt dabei an Jachten, Uhren und weitere Lifestyle-Produkte.

Welcher Hispano-Suiza am Ende das Rennen macht, werden wohl die Gerichte entscheiden.

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