Vor dem Hintergrund steigender Arbeitslosenzahlen – zuletzt plus 13,2 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres – mag es seltsam anmuten, dass zahlreiche Berufsgruppen immer noch über zu wenig Fach- und Arbeitskräfte klagen. Tatsächlich weist der aktuelle „WKO Fachkräfteradar“ für die Steiermark im Jahresschnitt 78 Mangelberufe aus – also Berufe, in denen der Andrang auf eine freie Stelle die tatsächliche Nachfrage der Betriebe nicht stillen kann. Verschärft wird die Situation für die Unternehmen durch den Mix aus Konjunkturflaute und massiv gestiegenen Kollektivvertragsabschlüssen.

In Branchen wie dem Gastgewerbe, dem Handwerk, aber auch in der Pflege und im hoch qualifizierten technischen Bereich geht die Lücke immer weiter auf. Viele dieser Stellen können nicht besetzt werden, weil es ein Mismatch zwischen den Qualifikationen der Arbeitssuchenden und den angebotenen offenen Stellen gibt. Daher fordern Unternehmensvertreter zusammen mit dem AMS eine Ausweitung von arbeitsplatznahen Qualifizierungsmaßnahmen ein. In der Steiermark gibt es dafür die Ausbildungsschiene AQUA, die von einer Kurzausbildung bis zum Lehrabschluss Angebote parat hält.

Derartige Initiativen können die schwelende Gefahr, die durch den Arbeitskräftemangel für den Standort besteht, nur dämpfen, die demografische Entwicklung und strukturellen Probleme aber nicht lösen. Daher braucht es eine grundlegende Entlastung des Faktors Arbeit und Anreizsysteme, damit Arbeitnehmern „mehr Netto vom Brutto“ bleibt, fordern Branchenvertreter. Gefordert wird ein Arbeitsmarktpaket, das abseits von Qualifizierungsmaßnahmen ein degressiv gestaffeltes Arbeitslosengeld (anfänglich mehr, mit der Dauer der Arbeitslosigkeit sinkend, insgesamt aber gleich viel) und eine Adaptierung von Zumutbarkeitsgrenzen einschließt. So soll bei Menschen ohne Pflegeverpflichtungen eine Mobilitätsbereitschaft vorausgesetzt werden können. Zudem brauche es eine Reform von Zuverdienstgrenzen und der Bildungskarenz, indem die bedarfsorientierte Weiterbildung weiterhin sichergestellt, aber eine sinnwidrige Inanspruchnahme verhindert wird. Insgesamt sollen so Leistungsanreize zum Nutzen der Arbeitnehmer, Arbeitgeber und des Standorts insgesamt gesetzt werden.

Klaus Friedl, Obmann Fachgruppe Gastronomie
Klaus Friedl, Obmann Fachgruppe Gastronomie © Oliver Wolf
Margit Hubner,<strong> </strong>Landesinnungsmeisterin Fußpfleger, Kosmetiker, Masseure
Margit Hubner, Landesinnungsmeisterin Fußpfleger, Kosmetiker, Masseure © Kneschke
Josef Herk,<strong> </strong>Präsident WKO Steiermark
Josef Herk, Präsident WKO Steiermark © Oliver Wolf