Im Bereich der Bauwirtschaft hat die Coronakrise deutlich gemacht, wie wichtig es ist, zu jeder Zeit für einen uneingeschränkten Zugang zu Daten zu sorgen, Datenstrukturen zu optimieren und analoge Prozesse zu digitalisieren. Auch damit Planung jederzeit unabhängig von persönlichen Treffen stattfinden kann. Über Wochen konnten während des Lockdowns Einreichungen von Bewilligungsanträgen nicht übermittelt und Baubescheide nicht ausgestellt werden. Prozesse waren aufgrund fehlender Digitalisierung weitgehend lahmgelegt, weil Daten nicht zugänglich waren. „Genau das wird eine große Herausforderung der Zukunft sein, Prozesse so zu gestalten, dass benötigte Daten digital, aktuell und so zur Verfügung gestellt werden, dass diejenigen, die damit arbeiten müssen, jederzeit darauf zurückgreifen können“, sagt Barbara Frediani-Gasser, Vizepräsidentin der Kammer der Ziviltechniker für Steiermark und Kärnten. Die Ziviltechniker setzen sich dafür ein, die Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung voranzutreiben.
Ein österreichisches Pilotprojekt in dem Zusammenhang wurde im vergangenen Jahr in Kärnten präsentiert. Als erstes Bundesland hat Kärnten digitale Behördenanträge von Ziviltechnikern in seinen elektronischen Akt (Elak) übernommen. Eine E-Government-Anwendung, die es mittlerweile auch in anderen Bundesländern gibt. Sie ermöglicht es den Ziviltechnikern, Behördenverfahren digital zu beantragen und genau passende Datenpakete direkt an den elektronischen Akt der jeweiligen Behörde zu liefern. „Wir planen, wie Prozesse digital abgebildet werden, welche Software eingesetzt wird, und begleiten Unternehmen und Behörden von der Idee bis zur Umsetzung“, erklärt Gustav Spener von der Ziviltechnikerkammer.
Um die beste Lösung für die Kunden zu erarbeiten, würden Ziviltechniker als „technische Notare“ wirtschaftlich unabhängig beraten. Eine Antwort der Bauwirtschaft auf die rasante Digitalisierung ist, so Spener, Building Information Modeling – kurz BIM. Eine Methode virtueller Gebäudemodelle, bei welcher sämtliche Informationen während des Lebenszyklus eines Bauwerkes digital erfasst würden. BIM unterstütze so alle Phasen von der Planung bis zur Nutzung eines Gebäudes. Gemeinsam mit der TU Graz und der Wirtschaftskammer erarbeiten die Ziviltechniker aktuell ein BIM-Handbuch.