Gut Ding braucht Weile. 14 Jahre sollten es beim "Moarhof 64" in Preding bei Weiz sein, bis er 2016 in neuem Glanz erstrahlte. Sylvia und Helmut Perner erstanden das Anwesen 2002 und gaben dem Vorbesitzer damals auch ein Versprechen. "Wir haben ihm zugesichert, hier etwas Einzigartiges zu bauen. Und zwar Lebensraum mit Lebensqualität zu schaffen, der über viele Generationen hinweg Bestand hat", erklärt Bauherr und Designer Helmut Perner, während er den Rasen wässert, denn der Moarhof ist Familienangelegenheit. Ob nun Garten-, Wartungsarbeiten oder Organisatorisches – die Perners packen selbst an. Das bestätigt auch Tochter Liliane, die an diesem wunderbaren sonnigen Tag die Führung durch den "Moarhof 64" übernimmt, der vor Hunderten Jahren noch ein Schmiedewerk war.

Um zuvor erwähntes Versprechen einzulösen, galt es also, der Anlage frisches Leben einzuhauchen, aber auch der Historie des Hofs – die ersten Eintragungen stammen aus dem Jahre 1514 – Respekt zu zollen. "Die Geschichte muss weitererzählt werden, aber mit modernen Einflüssen", erklärt Helmut Perner die damalige Gratwanderung zwischen Alt und Neu.

Auf dem exklusiven Anwesen, das sich in Eisengießer-, Press- und Energiehaus teilt, entstanden in 14-monatiger Bauzeit 14 Mietwohnungen mit einer Größe von 54 bis 125 Quadratmetern. Ganz nach Helmut Perners Devise "Echt und erdig muss es sein" kamen bei der Generalsanierung der Hofanlage Ziegel, Eisen, Kalk, Stein und Holz zum Einsatz. "Das Besondere ist, dass vieles wiederverwendet wurde, was wir im Altbestand gefunden haben", erläutert Liliane Perner neben der Kugel-Skulptur, die dem Eisengießerhaus Tribut zollen soll.

Für die gewissenhafte Wiederverwertung alter Materialien findet man auf dem weitläufigen Gelände unzählige Beispiele. So wurden 250 Jahre alte Türen aus massiver Eiche, die aus einem Schloss stammen, mit handgearbeiteten schmiedeeisernen Beschlägen versehen und verbaut. Im Laubengang des Presshauses sorgen Lärchenholz-Elemente, die zuvor auf spezielle Art mit Wärme behandelt wurden, für eine urige Optik. Tramdecken oder Stützelemente aus altem Holz verleihen den Wohnungen ein gemütliches Flair. Und auch alte Butzenscheibenfenster wurden nach historischem Vorbild revitalisiert. Ein weiteres Highlight ist auch der Jahrhunderte alte Gewölbeweinkeller.

Bei der Material-Auswahl setzten die Perners ebenfalls auf regionales Handwerk. Angefangen bei den Dächern von Eisengießer- und Presshaus, für die spezielle Ziegeltaschen im Antik-Look angefertigt wurden, bis hin zu den Eisenbalkonen, die mit einer speziellen Eisengrafit-Oberfläche handgefertigt wurden. "Wir haben nur die hochwertigsten Materialien verwendet, weil sich das ja auch auf die Lebensqualität der Bewohner auswirkt", so Liliane Perner. Nicht nur das Material, auch die Architektur soll das Wohlbefinden steigern. Wie beispielsweise Laubengänge, die das Atrium auf einer Seite einrahmen. Von hier aus öffnet sich auch der Blick in den begrünten Innenhof mit Kirschlorbeerhecken, alten Rosenstöcken oder Rhododendronbeeten.

Maisonette mit Aussicht

Die Mieter Irmgard und Wolfgang Ernst bewohnen seit 2016 eine Maisonette mit Balkon sowie Terrasse im Presshaus und können zuvor erwähnten Ausblick jeden Tag genießen. "Wir hatten ein Haus, aber es ist zu groß für uns geworden, nachdem die Kinder ausgezogen sind", erklärt Irmgard Ernst. Das Ehepaar begab sich also auf die Suche nach Alternativen in der Nähe von Weiz und stieß schnell auf das Projekt der Familie Perner. Die Aussicht, die Ecklage der Wohnung sowie die offene Galerie überzeugten die beiden damals auf Anhieb. "Wir waren diese Großzügigkeit der Räume einfach von unserem Haus gewohnt, und auch, dass wir ins Grüne schauen", erklärt Wolfgang Ernst.

Die Maisonette der Ernsts teilt sich im unteren Stock in einen kleinen Eingangsbereich mit WC, Küche und Balkon. Über eine Treppe gelangt man in den oberen Stock, hier findet man einen offenen, frei schwebenden Wohnbereich, ein Bad sowie zwei Schlafzimmer – wobei das Ehepaar eines als Gästezimmer und Büro nutzt. Aus diesem gelangt man wiederum auf eine geräumige Terrasse, die beweist, dass man die Aussicht ins Grüne nie satthaben kann. Ein hohes, schmales Fenster zwischen den Stockwerken, aber auch ein kleines Dachfenster über dem Sofa, sorgen für genügend Licht in der oberen Etage der Maisonette.
Auf dem Weg hinauf können die Besucher auch die zahlreichen Bilder der Familie bewundern.

Opulenter Eindruck

Das "Sammelsurium", wie die 66-Jährige selbst sagt, stammt aus Antiquitätengeschäften, von Urlauben oder von Wolfgang Ernsts Eltern, die ein Wirtshaus besaßen. "Sie hatten einen Gast, der öfters nicht die Rechnung begleichen konnte, also hat er mit Bildern bezahlt", erzählt Irmgard Ernst und schmunzelt. "Ich wollte eigentlich die ganze Wand vollhängen. Jetzt haben wir aber nur dort Bilder, wo ich es auch ohne Leiter hingeschafft habe. Es ist ein Provisorium, das geblieben ist", gesteht ihr Mann lachend. Die Bilder und auch ein beeindruckender Luster, der dem Raum einen opulenten Eindruck verleiht, stammen aus dem alten Haus. Die Ernsts entschieden sich auch dafür, jene Möbel mitzunehmen, die in die Maisonette passen.

In Frühjahr und Sommer haben die beiden nun wieder die Qual der Wahl – Balkon oder Terrasse? "Wenn dann wieder alles blüht, dann ist es ein Traum", sagt Irmgard Ernst bei italienischem Espresso auf dem Balkon. Ja, die Perners haben ihr Versprechen eingelöst.