Schon jetzt duftet es in milden Ecken des Landes nach Maiglöckchen, einer Pflanze, die Jahr für Jahr begeistert: Ist es der Duft, sind es die ungewöhnlichen Blüten, oder ist es die Wuchskraft von Convallaria majalis? Von allem ein wenig wahrscheinlich. Jedenfalls findet man den zarten Frühlingsboten als Zierpflanze in vielen Gärten.

Wild ist die Pflanze in Europa, Kleinasien, China, Japan und Nordamerika heimisch. Die kleinen, meist weißen Blüten sind glockenförmig und bilden mit 5 bis 13 Blüten eine Traube. Unverwechselbar ist auch der Duft. Aber Vorsicht: Vor allem die Blüten, aber auch alle anderen Pflanzenteile enthalten Glykoside, die stark giftig wirken.

Besonders gefährlich sind die roten Früchte des Maiglöckchens, die im Spätsommer locken. Da ist vor allem bei Kindern im Garten höchste Vorsicht geboten.

Verwechslungsgefahr

Aber auch die Blätter sind nicht ohne, Liebhaber von Bärlauch seien hier gewarnt: Immer wieder kommt es zu schweren Vergiftungen, wenn die sehr ähnlich aussehenden Maiglöckchenblätter anstelle des Bärlauchs gesammelt werden - neben den noch viel gefährlicheren und absolut tödlichen Blättern der Herbstzeitlosen, wohlgemerkt.

Maiglöckchen sind schon immer ein Glücks- und Liebessymbol gewesen, daher stecken sie fast immer in den Brautsträußen. Denn Maiglöckchen stehen in der Blumensprache für „innige Liebe“. Das Grün der Blätter bedeutet Hoffnung, das Weiß der Blüten signalisiert Reinheit.

Symbol reiner Liebe

Der Legende nach ist das Maiglöckchen dort entstanden, wo Maria neben dem Kreuz ihre Tränen vergoss. Daher stammen die Bezeichnungen „Frauen- oder Marientränen“ und deshalb gehört es zu den „Marienblumen“ und gilt als christliches Symbol der reinen Liebe.

Das Maiglöckchen stellt seine Schönheit im wahrsten Sinne des Wortes in den Schatten. Die bekannte Duftstaude eignet sich vorzüglich als wuchsfreudiger Bodendecker im Halbschatten und Schatten. Nach dem Abblühen können diese Flächen sogar bedingt betreten werden.

Biogärtner Karl Ploberger spürt den ersten Maiglöckchen nach
Biogärtner Karl Ploberger spürt den ersten Maiglöckchen nach © (c) Richard Großschädl

Einzeln stehende Pflanzen blühen übrigens nicht gern, deshalb sollte man Maiglöckchen immer in größeren Gruppen zusammensetzen, und sich auf diese Weise eine „Maiglöckchenwiese“ schaffen. Wenn es ihr gefällt, verbreitet sich die alte, artenarme Kulturpflanze sehr schnell (wie die unbeliebte Quecke) durch unterirdische Ausläufer bzw. Rhizome.

Kaum bekannt ist, dass es neben dem weißen, einfach blühenden Maiglöckchen auch eine gefüllte Form („Plena“) gibt. Noch seltener anzutreffen ist das rosa blühende Maiglöckchen („Rosea“) sowie verschiedene Sorten mit grün-weiß und grün-gelb gestreiften Blättern. Besonders viele Maiglöckchen-Sammler gibt es in England und Polen.