Wir haben ein Problem. Die Erde erwärmt sich vergleichsweise sehr rasch. Die Erwärmung ist auf den starken Anstieg von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen in der Atmosphäre zurückzuführen. Aus der Erderwärmung ergeben sich hohe Kosten. Ökonomisch handelt es sich dabei um einen negativen externen Effekt. Wenn wir Treibhausgase produzieren, z. B. durch Mobilität oder Heizen, bezahlen wir nur einen Teil der wahren (sozialen) Kosten. Die ökonomische Theorie hat dazu eine einfache Lösung: Die Preise, die wir bezahlen, müssen an die wahren Kosten herangeführt werden. Das funktioniert durch Steuern, Emissionszertifikate, Förderungen und Verbote, wobei die Ökonomie die beiden ersten Lösungen bevorzugt, weil sie treffsicher sind und Anreize zur Innovation geben, ohne sich auf eine Technologie festzulegen. All das ist seit mehreren Jahrzehnten bekannt, in verschiedenen Ländern getestet und evaluiert. Ich übertreibe hier ein wenig, aber man könnte sagen: Ökonomisch ist das Problem der Bekämpfung der Erderwärmung gelöst. Warum stehen wir dennoch vor einer augenscheinlich sehr großen Herausforderung?

Erstens weil die Umsetzung vor allem politisch nicht einfach ist, geht es doch darum zu erläutern, dass der aktuelle Lebensstil von vielen substanziell teurer werden würde. Fridays for Future hat glücklicherweise stark dazu beigetragen, Bewusstsein zu schaffen. Durch manche Übertreibungen und generelle Ablehnung ökonomischer Instrumente auf dieser Seite treibt man aber die Leute eher in die Hände von Klimaleugnern.

Die zweite Erklärung ist allerdings wahrscheinlich des Pudels Kern: Noch nie in der Geschichte gab es ein Problem, das inhärent so international war. Die Menschheit steht vor der größten Kooperationsherausforderung aller Zeiten. Klimaschutz kann nur funktionieren, wenn sehr viele Länder, vor allem die großen, mitmachen. Abrüstungsverhandlungen sind ein Pappenstiel gegen Klimakonferenzen. Die Politik muss noch viel mehr in die internationale Koordination und Kooperation investieren, damit die Aufgabe gelingt.

Martin Kocher leitet das Institut für Höhere Studien