Winterkorn werde dann seine Sicht auf die schweren Vorwürfe im Abgasskandal umfassend schildern, sagte eine informierte Person am Montag. Dies hänge aber vom Fortgang der Ermittlungen in Deutschland ab. Wie lange interne Prüfungen bei Volkswagen andauern, ließ der Konzern offen. Aus der Opposition und von Verbraucherschützern kam erneut Kritik an einem "Kuschelkurs" zwischen Autobauern und Regierung.

Winterkorn fühle sich "nicht im Büßergewand", sagte der Insider, der mit dem 70-Jährigen in Kontakt steht. Der ehemalige VW-Vorstandschef verfolge die aktuellen Schlagzeilen aufmerksam. Seine Familie gebe ihm viel Rückhalt. Auch einer seiner Anwälte erklärte, noch sei der Zeitpunkt einer Stellungnahme nicht genau absehbar.

"Prüfung wird vorangetrieben"

Die US-Justiz will Winterkorn wegen Betrugs in der Abgasaffäre zur Rechenschaft ziehen. Ihm wird zudem Verschwörung zum Verstoß gegen Umweltgesetze und zur Täuschung der Behörden vorgeworfen. In Deutschland ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig unter anderem wegen Betrugsverdachts weiter gegen ihn.

Im weltgrößten Autokonzern gibt es nach Informationen aus Aufsichtsratskreisen noch keine zeitlichen Festlegungen zur Aufarbeitung des Dieselskandals. Die Prüfung werde vorangetrieben, es gebe keine Vorfestlegungen irgendeiner Art, hieß es. Die Darstellung, es gebe im Kontrollgremium Unmut über die Arbeit von dessen Chef, dem Österreicher Hans Dieter Pötsch, wurde zurückgewiesen. Das "Handelsblatt" hatte berichtet, VW rechne damit, die internen Untersuchungen erst Mitte 2019 abzuschließen.

Dabei geht es auch um die Frage, ob der Aufsichtsrat Ansprüche auf Schadenersatz gegen Winterkorn stellt. Der damalige VW-Chef war im September 2015 zurückgetreten, nachdem US-Behörden Manipulationen bei Dieselautos aufgedeckt hatten. Winterkorn hatte betont, sich keines Fehlverhaltens bewusst zu sein. Mögliche Schadenersatzansprüche gegen hochrangige Manager sind jedoch ein Thema für den Aufsichtsrat.

Niedersachsen will Schadenersatzansprüche prüfen

Das deutsche Bundesland Niedersachsen unterstützt unterdessen die Prüfung von Schadensersatzansprüchen gegen den ehemaligen VW-Konzernchef Martin Winterkorn in der Abgasaffäre. Der Aufsichtsrat habe eine Anwaltskanzlei beauftragt, genau diese Frage zu untersuchen, sagte Ministerpräsident (Landeshauptmann) Stephan Weil am Montag während seiner Südafrika-Reise in Kapstadt.

"Das geschieht mit ausdrücklicher Unterstützung der Vertreter Niedersachsens im Aufsichtsrat von VW", meinte der SPD-Politiker. Das Land ist zweitgrößter Anteilseigner von Volkswagen.

Bei der Aufarbeitung des Diesel-Abgasskandals geht es auch um die Frage, ob der VW-Aufsichtsrat Schadenersatzansprüche gegen den früheren Vorstandsvorsitzenden stellt. Dabei handle es sich um einen selbstverständlichen Teil der Arbeit des Kontrollgremiums, den die niedersächsische Landesregierung mit angeschoben habe, hieß es.