Diesem Termin fiebern Anleger seit Monaten entgegen: Am heutigen Sonntag startet der sogenannte "Bitcoin-Future" der Chicagoer Derivatebörse CBOE. Mit diesen Terminkontrakten können Investoren auf steigende und fallende Kurse der Digitalwährungen setzen. Außerdem gelten sie als Türöffner für das Engagement institutioneller Anleger. Dies trieb den Bitcoin-Kurs zuletzt von Rekord zu Rekord, schürte aber auch Sorgen vor dem Platzen einer Spekulationsblase.

Hinter Bitcoin stehen weder Regierungen noch Zentralbanken. Über den Preis entscheiden allein Angebot und Nachfrage. Vor allem die Aussicht auf die Einführung dieser Futures hat der virtuellen Währung seit Jahresbeginn ein Kursplus von 1700 Prozent beschert. Heute feiert der Terminkontrakt der Chicagoer CBOE sein Debüt. Eine Woche später folgt das Papier der Lokalrivalin CME. Allein in der letzten Woche legte der Kurs der virtuellen Währung um knapp 40 Prozent zu.

Am Freitag markierte sie zunächst eine neue Bestmarke von 17.157 Dollar, um binnen Stunden auf 13.620 Dollar (11.556 Euro) abzustürzen. Mit Terminkontrakten können Anleger künftig sowohl auf steigende als auch fallende Bitcoin-Kurse wetten, ohne die Cyber-Devise in ihren Depots halten zu müssen. Außerdem gelten sie als Türöffner für das Engagement institutioneller Anleger.

"Preisexplosion vernebelt die Sinne"

"Die Vorfreude auf die Eröffnung des Bitcoin-Terminhandels in den USA ist und bleibt ungebremst", sagt Timo Emden, Deutschland-Chef des Online-Brokers DailyFX. "Die förmliche Preisexplosion vernebelt auch dem letzten Anleger endgültig die Sinne." Richard Johnson, Analyst beim Vermögensberater Greenwich Associates und Bitcoin-Halter, äußert sich ähnlich skeptisch. "Die Dinge entwickeln sich zu schnell."

Kritik hagelt es auch von der Europäischen Zentralbank (EZB). "Ich finde es bedauerlich, dass öffentliche Stellen Finanzinstrumente zulassen, die die Spekulationen auf diese Sachen anheizen, wie zum Beispiel die Futures", sagte EZB-Direktor Yves Mersch, der im sechsköpfigen Führungsteam der Euro-Notenbank sitzt. Bitcoin & Co seien keine Währungen. Das seien private Instrumente, die vorgäben, Währungen zu sein.

Kursausschläge bereiten Kopfschmerzen

Kopfschmerzen bereiten Börsianern unter anderem die hohen Kursausschläge. Im Durchschnitt der vergangenen sechs Jahre stieg oder fiel der Bitcoin-Kurs pro Tag um drei Prozent - sechs Mal so stark wie der Euro. Außerdem mache das vergleichsweise geringe Handelsvolumen von sechs Milliarden Dollar täglich den Kurs der Cyber-Devise anfällig für Manipulationen, warnt Kevin Zhou, Mitgründer des auf Krypto-Währungen spezialisierten Fonds Galois. Besonders problematisch werde dies, wenn das Handelsvolumen am Terminmarkt die direkten Käufe und Verkäufe von Bitcoin übersteige.

Thomas Peterffy, Chef des Handelshauses Interactive Brokers, sieht sogar die Gefahr, dass die Entwicklung der virtuellen Währungen Konsequenzen für die reale Wirtschaft haben. Die Wertpapierabwickler würden voraussichtlich als erste in Schieflage geraten. Wenn ein Broker Sicherheitsleistungen für seine Termingeschäfte nicht zahle, übernehme der Wertpapierabwickler dessen Depotbestände. Dies könne den Bitcoin-Preis noch stärker bewegen und dadurch andere Broker in die Pleite treiben. "Wenn dies zu einem Zeitpunkt passiert, zu dem der Bitcoin Kurs, aus welchem verrückten Grund auch immer, ausschlägt, könnte dies eine Lawine auslösen."