Ohrstecker aus Figuren, die Modelleisenbahnen belebten
Ohrstecker aus Figuren, die Modelleisenbahnen belebten © Höller
Ein Schrank voller Schätze
Ein Schrank voller Schätze © Kuchling

Es waren die Stücke aus dem Gasthaus ihrer Großtante, mit denen Nina Höller vor einigen Jahren rein privat zu spielen begann. Entstanden sind Etageren zur Aufbewahrung von Schmuck und Krimskrams, aber auch um Kekse oder Cupcakes zu kredenzen. Den Boden bildete ein altes Kaffeehäferl, darauf thronte ein weißer Wirtshaus-Suppenteller. „Ich habe die Etagere nicht neu erfunden“, schmunzelt die Künstlerin. „Aber so kann ich schöne einzelne Stücke erhalten.“ Das Sortiment hat sich inzwischen beinahe selbständig gemacht und Höllers Ideen sind keine Grenzen gesetzt. Egal ob Ohrstecker mit Figuren, die das Herz jedes Modelleisenbahnfans höher schlagen lassen, Hüte, die als Lampenschirme dienen, alte Nippes-Figuren, die auf einem kleinen Sockel thronen wie in Kürze zu überreichende Auszeichnungen oder Teller, die als Spiegel die Wände beleben - das Atelier wimmelt nur so von individuellen Schaustücken. Wobei jedes seinen eigenen Namen trägt. Schröders Klavier, ein als Möbel umfunktioniertes Kinderklavier ohne Beine, wohnt jetzt bei Musiklehrern, Etageren tragen vornehme Namen wie Ophelia oder erinnern in der Serie Buckingham an die unverkennbaren Ohren eines englischen Prinzen.
Atmosphärisch. Auch die Räumlichkeiten selbst sind etwas ganz Besonderes: Ursprünglich war an dieser Ecke im Erdgeschoss des Schlosses Piber die Pfarrersküche untergebracht, zur Zeit der Landesaustellung „Mythos Pferd“ im Jahre 2003 dienten sie als Busbuffet, danach als Abstellraum für diverse Putzutensilien. Seit Mai 2017 hat nun Nina Höller hier eine schöne Ausstellungsfläche für ihre Werke gefunden, sie präsentiert ihre Kollektion aber auch in Hotels und ist sowieso viel unterwegs, denn all die schönen alten Teile müssen erst einmal gefunden werden. Wobei Höller selbst Stücke kauft, die sie nicht verarbeiten wird, sie sind für jene Kunden gedacht, die einzelne Teile erwerben möchten.
Universalkunst. Das Atelier ist Arbeitsplatz, Schauraum und Verkaufsstätte zugleich. Wird spezielles Werkzeug benötigt, wie für das Bohren von Keramik oder Glas, kann Höller als Mitglieder der Kunstfabrik Lipizzanerheimat in Bärnbach auf Unterstützung ihrer Künstlerkolleginnen und -kollegen zählen. Der rege Austausch mit Handwerkern und Kunsthandwerkern ist ihr nicht nur wichtig, er ist für ihre Unikate auch notwendig, denn jedes Stück stellt sie technisch vor neue Herausforderungen. Die gelernte Gärtnerin resümiert: „Um Dinge zu verstehen, wäre ich gerne Tischlerin geworden und Keramikerin, würde Klavier spielen können, hätte Architektur und Kunstgeschichte studiert.“ Da all das aber zu viel ist für ein einziges Menschenleben legt sie Aufträge wie das Tapezieren schöner, alter Sessel in die Hände eines Profis. Nina Höller legt ohnehin großen Wert darauf, dass ihre Aufträge in der Region oder zumindest im Land bleiben. Ihre Werke sind Botschafter einer „Qualität, die man oft nicht sieht, wenn man zu weit über den Tellerrand schaut“. Wogegen ja nichts spricht, aber die Künstlerin verdeutlicht, dass ein Blick auf das, was wir bereits haben, durchaus auch heute noch ein richtiger Hingucker sein kann.

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