Zwar senken jetzt viele Energieanbieter ihre Preise, doch nach Ansicht der Arbeiterkammer machen es viele Energieunternehmen ihren Kunden absichtlich schwer, die niedrigeren in Anspruch zu nehmen. E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch kritisierte im Ö1-"Morgenjournal" die fehlende Transparenz in der Kommunikation der Energieversorger mit ihren Kundinnen und Kunden. Dazu ein Beispiel: "Der Energiepreis der 'Wien Energie' liegt bei 33 Cent pro Kilowattstunde und wird nur durch Rabatte und Freitage auf 16 Cent pro Kilowattstunde gesenkt", sagt der Chef der Regulierungsbehörde. Das sei zwar ein guter Preis, aber die Vorgehensweise sei alles andere als transparent. Würde der Rabatt wegfallen, käme man außerdem wieder zurück auf den hohen Preis. "Die Energiewirtschaft braucht mehr Transparenz."

Preissenkung bei Bestandsverträgen

Um zu Preissenkungen zu kommen, sind außerdem in den meisten Fällen Neuverträge beim Energieanbieter nötig. Die Energiepreisexpertin Christina Brichta-Hartmann von der Arbeiterkammer fordert von den Energieversorgern Preissenkungen in den Bestandsverträgen, statt neue Verträge anzubieten und mit Rabatten oder Gratisenergietagen zu arbeiten. Bei manchen Anbietern würden Kunden aber auch ohne Wechsel den günstigeren Tarif bekommen. Die AK appelliere an die Energieversorger, "dass sie klassische, echte Preissenkungen in diesen Bestandsverträgen durchführen", sagte Brichta-Hartmann am Montag im Ö1-"Morgenjournal".

Michael Strebl, Chef der Wien Energie, begründete die Notwendigkeit eines neuen Vertrags für die Preissenkung im Ö1-"Mittagsjournal" mit der unsicheren Rechtslage. "Es ist ein rechtlicher Graubereich", sagte Strebl. Es sei gesetzlich nicht ganz genau geregelt, wie Vertragsänderungen umzusetzen seien. Um ganz sicherzugehen, mache man das bei der Wien Energie mit einem neuen Vertrag.

Komplexe Rahmenbedingungen

E-Control und Arbeiterkammer fordern weniger komplizierte Verträge für die Kunden. Auch EVN-Sprecher Zach spricht von teilweise sehr komplexen gesetzlichen Rahmenbedingungen. "Es gibt ein Dutzend Gesetze und Verordnungen, in denen geregelt wird, was ein Energielieferant seinen Kunden mitzuteilen hat. Viele Kunden sind aber von der Vielzahl an Informationen stark überfordert."

Auch nach Ansicht von E-Control-Chef Urbantschitsch gibt es "ein großes Maß an Rechtsunsicherheit im Augenblick, was Preisänderungen betrifft". Es sei für die Unternehmen nicht einfach, einen Weg zu finden, "damit man in rechtssicherer Weise die Preise anpasst". Das hänge aber auch von den angebotenen Verträgen und von der Art der Kommunikation ab – hier hätten die Unternehmen einen Aufholbedarf, die Kommunikation an die einzelnen Kunden anzupassen.

"Kunden müssten nur zustimmen"

Nach Ansicht des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) wäre eine Preissenkung allerdings auch ohne neuen Vertrag möglich, die Kunden müssten einfach nur zustimmen. Weil Preiserhöhungen- und -senkungen argumentiert werden müssten, würden es die Unternehmen vorziehen, gleich neue Verträge abzuschließen.

Außerdem wollen die Energieunternehmen Verträge mit Preisbindung, für die eine Zustimmung notwendig ist. "Wir kaufen zu einem bestimmten Preis eine bestimmte Menge ein und garantieren diesen Preis", erklärte EVN-Sprecher Stefan Zach im "Mittagsjournal".

Geplante Verbesserungen

Konsumentenschutz-Minister Johannes Rauch (Grüne) verwies auf ORF-Anfrage auf Verbesserungen, die ab 1. September in Kraft treten sollen. Dann soll jährlich über Wechselmöglichkeiten und günstigere Tarife informiert werden.