"Wir haben über 20.000 Kunden. Davon sind knapp 10.000 voll legitimiert. Und zwei Drittel unserer Nutzer haben zuvor noch nie in Immobilien investiert."

Drei Jahre nach der Gründung von Brickwise zieht Michael Murg ein numerisch "ordentliches" Fazit. Wenngleich der Grazer gar nicht um Schönfärberei bemüht ist: "Wegen der steigenden Zinsen ist die Euphorie am Markt nicht mehr so groß wie vor einem Jahr", sagt er im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Der Markt habe sich deswegen "ganz anders entwickelt als geplant".

Das Versprechen des Start-ups mit mittlerweile 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bleibt dennoch dasselbe: Schon ab einer investierten Summe von hundert Euro kann man Immobilieneigentümer werden. Dafür strukturiert Brickwise Immobilien in sogenannte "tokenisierte Wertpapiere".

Brickwise-Gründer: Marco Neumayer,  Klaus Pateter, Michael Murg, Valentin Perkonigg
Brickwise-Gründer: Marco Neumayer, Klaus Pateter, Michael Murg, Valentin Perkonigg © Brickwise

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Was das konkret bedeutet? Nun, zunächst werden bereits bestehende Immobilien in kleine, digitale Anteile gestückelt. Rechtlich gesehen, sind es Wertpapiere, denen "Eigentumswohnungen, Villen, mehrstöckige Zinshäuser oder Gewerbeimmobilien zugrunde liegen", erklärt man bei Brickwise. Eine Blockchain, bekannt ist die Technologie unter anderem wegen Kryptocoins à la Bitcoin, fungiert als Register. Dort werden laut Brickwise sämtliche Transaktionen "verschlüsselt und fälschungssicher dokumentiert". In Summe soll die Technologie die Übertragung von Immobilienanteilen vereinfachen und günstiger machen. Mittler werden für den Vorgang nicht mehr benötigt.

Der Strategiewechsel

Neben Kleininvestoren hat Brickwise nun auch die Immobilienwirtschaft an sich als Kundschaft ausgemacht. Ein "Strategiewechsel", wie Murg einräumt, der durchaus mit den erschwerten Bedingungen am Immobilienmarkt zu tun habe. Ansprechen will man die Immo-Unternehmen per "White-Label-Lösung". Das Start-up bietet den Unternehmen also die eigene Lösung an, um deren Immobilien zu tokenisieren. "Wir sind technischer und regulatorischer Dienstleister", sagt Murg. Was die Immobilienunternehmen davon haben sollen? Michael Murg: "Sie können neue Kundensegmente ansprechen und Immobilien prinzipiell günstiger anbieten."

Zugleich wagt Brickwise in turbulenten Zeiten den Sprung auf einen neuen Markt und will bald auch deutsche Immobilien am Marktplatz listen. Zu Beginn soll ein Portfolio mit fünf Millionen Euro Volumen angeboten werden. Um das zu realisieren, holte das Start-up mit Sitzen in Wien und München mit Karl Alexander Häfele jüngst einen ausgewiesenen Experten für den deutschen Immobilienmarkt an Bord.