Die Eisenbahngewerkschaft EVG droht in Deutschland mit neuen, noch heftigeren Arbeitsniederlegungen bei der Bahn. "Die nächsten Streiks werden länger dauern", sagte EVG-Verhandlungsführerin Cosima Ingenschay der "Süddeutschen Zeitung". Die EVG könne die Bahn, wenn nötig, wochenlang lahmlegen. Denkbar sei, dass die Gewerkschaft nacheinander unterschiedliche Berufsgruppen im Wechsel zum Streik aufrufe, etwa Zugbegleiter und Instandhalter, oder regionale Schwerpunkte setze.

"Es ist die Bahn, die die neuen Streiks provoziert", sagte Ingenschay der Zeitung. Die Bahn ignoriere die Vorbedingungen der Gewerkschaft. So müsse die Bahn im Voraus zustimmen, den gesetzlichen Mindestlohn von zwölf Euro im Tarifvertrag festzuschreiben.

Gegenseitige Vorwürfe

Beide Konfliktparteien werfen sich gegenseitig vor, nicht verhandlungsbereit zu sein. Bahn-Personalvorstand Martin Seiler hatte das Angebot der Bahn am Mittwoch als das Höchste in ihrer Geschichte bezeichnet. Das Angebot umfasse zehn Prozent mehr Lohn für untere und mittlere Einkommen, acht Prozent mehr Geld für höhere Einkommen sowie zusätzlich 2850 Euro Inflationsausgleichsprämie für alle.

Die EVG fordert zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr. Die Gewerkschaft verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte bei rund 50 Bahn- und Busunternehmen. Sie hatte am Freitag mit einem achtstündigen Warnstreik den Bahnverkehr in ganz Deutschland weitgehend lahmgelegt.

Mehr zum Thema