Trotz jüngster Turbulenzen im Bankensektor hat die US-Notenbank Fed den Leitzins leicht um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent angehoben. Das gab die Federal Reserve am Mittwochabend bekannt. Die Fed setzt damit ihre Serie an Zinserhöhungen fort, es ist die neunte in Folge innerhalb rund eines Jahres.

Dabei hatte die Fed wegen der jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten eine mögliche Pause bei den Zinserhöhungen tatsächlich in Erwägung gezogen. "Wir haben das in den vergangenen Tagen erwogen", sagte Notenbankchef Jerome Powell am Mittwoch im Anschluss an die Zinsentscheidung. Die Konjunkturdaten hätten jedoch für Zinserhöhungen gesprochen, während der Bankenstress dem entgegengewirkt habe, sagte Powell. Die Zinserhöhung sei jedoch breit unterstützt gewesen. Es gab auch keine Gegenstimme im geldpolitischen Ausschuss.

Allerdings machte Powell auch deutlich, dass die Auswirkungen der Turbulenzen im Bankensektor noch unklar seien. In der Stellungnahme der Notenbank zur Zinsentscheidung wurden weitere Zinserhöhungen nicht ausgeschlossen: "Der Ausschuss geht davon aus, dass eine gewisse zusätzliche Straffung der Geldpolitik angebracht sein könnte."

Falls es notwendig sein sollte, könnte der Leitzins auch höher angehoben werden als dies derzeit erwartet wird, machte Powell deutlich. Er stellte zudem fest, dass die amerikanischen Notenbanker in diesem Jahr keine Zinssenkungen erwarten. Erst im kommenden Jahr rechnen die Fed-Mitglieder wieder mit sinkenden Zinsen, wobei der Leitzins aber 2024 insgesamt nicht so stark sinken dürfte wie bisher erwartet worden war.

Verluste an der Wall Street

Die Wall Street hatnach der mit Spannung erwarteten Fed-Zinssitzung mit klaren Verlusten geschlossen. Zunächst hatten die New Yorker Aktienindizes nur geringfügig auf die Zinserhöhung reagiert. Kurz vor dem Handelsschluss kippte allerdings die noch im Verlauf neutrale Stimmung.

Der Dow Jones verlor zur Wochenmitte 1,63 Prozent auf 32.030,11 Einheiten. Der S&P-500 sank um 1,65 Prozent auf 3.936,97 Zähler. Für den Nasdaq Composite ging es um 1,60 Prozent auf 11.669,96 Punkte nach unten.

Noch Anfang 2022 lag der Schlüsselsatz bei nahe null

Die Bankenkrise rund um die Silicon Valley Bank hatte zuletzt dafür gesorgt, dass Rufe nach einem Stopp weiterer kräftiger Zinsanhebungen laut wurden. Denn die in den letzten Monaten rasant angehobenen Zinsen haben die Probleme im amerikanischen Bankensektor mitverursacht. Noch Anfang 2022 lag der Schlüsselsatz bei nahe null.

Die Zinsanpassungen sind allerdings laut geldpolitischer Zwänge unumgänglich, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Diese lag zuletzt trotz eines Rückgangs auf 6,0 Prozent noch weit über dem Fed-Ziel von 2,0 Prozent. Die Währungshüter signalisierten nun, dass sie dem Preisauftrieb auch weiter Paroli bieten wollen. Im Mittel veranschlagen die Währungshüter in ihren aktualisierten Projektionen nun für das Jahresende ein Zinsniveau von 5,1 Prozent – so wie sie es bereits im Dezember angepeilt hatten.

"Gewisse zusätzliche geldpolitische Straffung"

Sie strichen zugleich eine Passage aus ihrem Text, wonach weitere Zinserhöhungen angemessen sein dürften. Stattdessen sprechen sie jetzt davon, dass noch "eine gewisse zusätzliche geldpolitische Straffung" angebracht sein könnte. An den Terminmärkten wurde die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Erhöhung auf der Sitzung im Mai auf 62 Prozent taxiert.

Noch vor wenigen Wochen galt eine kräftige Zinserhöhung als sehr wahrscheinlich. Im Februar hatte die Notenbank der größten Volkswirtschaft der Welt ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 4,5 bis 4,75 Prozent angehoben. "An ihrer Absage an Zinssenkungen noch im laufenden Jahr dürfte die US-Notenbank angesichts des Inflationsausblicks auf absehbare Zeit festhalten", meint LBBW-Ökonom Elmar Völker.

Nach Ansicht der Chefvolkswirtin der staatlichen Förderbank KfW, Fritzi Köhler-Geib, steckt die Zentralbank derzeit in einer verzwickten Situation: "Die Fed begeht bei ihrem Zinsentscheid den schmalen Grat, den Kampf gegen steigende Preise fortzusetzen und gleichzeitig finanzielle Stabilität auch im Bankensektor beizubehalten."

US-Finanzministerin Janet Yellen machte jüngst zwar Fortschritte bei der Stabilisierung der amerikanischen Bankenbranche aus. Die frühere Notenbankchefin nannte als Grund dafür die jüngsten Stützungsmaßnahmen. Bei kleineren Geldhäusern könnten aber weitere Hilfsmaßnahmen nötig werden, sollte es dort einen Ansturm der Kunden geben, um ihre Einlagen abzuziehen. Solche sogenannten Bank Runs können auch bei anderen Instituten zu Verwerfungen führen, wenn das Vertrauen der Kunden schwindet. Das Risiko weiterer Pleiten sei aber eingedämmt worden.