Der österreichische Großinvestor Siegfried Wolf soll laut Medienberichten das Russland-Geschäft des deutschen Auto- und Industriezulieferers Schaeffler kaufen. Der "Spiegel" berichtete am Freitag, der Vertrag sei im Dezember unterzeichnet worden. Allerdings stünden die russischen Genehmigungen noch aus.

Die Anteile sollen zunächst an die russische Firma PromAvtoKonsalt gehen und anschließend an Wolf, der übrigens im Aufsichtsrat von Schaeffler sitzt, weitergereicht werden. Der PromAvtoKonsalt-Geschäftsführer Roman Vovk, vormals Übersetzer und persönlicher Assistent von Wolf, habe Mitte Januar um Erlaubnis für das Geschäft bei dem Wirtschaftsberater des russischen Präsidenten Wladimir Putin gebeten.

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Schaeffler bestätigte dem "Spiegel", dass ein Vertrag mit PromAvtoKonsalt unterzeichnet worden sei. Das Unternehmen wurde erst im September des vergangenen Jahres gegründet. Bereits im Oktober, so schreibt das deutsche Magazin, wurde die "Übertragung von 100 Prozent der Unternehmensanteile an Siegfried Wolf in die Wege geleitet".

Besonders heikel: Laut "Spiegel"-Informationen sollen im Werk in Uljanowsk unter neuem Eigentümer die Produktion des Fahrzeugmodells GAZ Sadko unterstützt werden. Eines Transporters, der "auch vom russischen Militär verwendet wird, um Truppen und Geräte zu befördern", wie das deutsche Medium schreibt. Nicht zuletzt geriet das Geschäft aufgrund vermuteter Verbindungen zum russischen Oligarchen Oleg Deripaska, dem eine enge Geschäftsbeziehung mit Wolf nachgesagt wird, auch ins Visier der ukrainischen Anti-Korruptionsbehörde NAZK.

"Nicht an Produktion von Rüstungsgütern beteiligt"

Wolfs Sprecher, Josef Kalina, bestätigt das Kaufinteresse Wolfs, sagt auf Anfrage der Kleinen Zeitung aber: "Der 'Spiegel' deutet an, dass Siegfried Wolf in die Produktion von Rüstungsgütern involviert ist. Dazu ist festzuhalten, dass Herr Wolf niemals an der Produktion von Rüstungsgütern beteiligt war oder in irgendeiner Art und Weise damit Geld verdient hat."

Diese Unterstellung werde "nicht wahrer, wenn es der 'Spiegel' schreibt". Darüber hinaus habe Wolf eine "klare Linie". Er arbeite "in keinster Weise mit Personen oder Unternehmen, welche von internationalen Sanktionen betroffen sind, geschäftlich zusammen". Und werde das auch in Zukunft so halten.

Aktuell halte Wolf mangels Verwertungsmöglichkeiten noch eine Minderheitsbeteiligung von rund zehn Prozent an der russischen GAZ Group. Wobei er daraus seit Kriegsbeginn keine Dividendenausschüttung erhalten habe. Seine operative Funktion als "Chairman of the Board" bei der GAZ Group habe Wolf bereits im Februar 2019 beendet und im vergangenen Jahr auch sein Aufsichtsratsmandat zurückgelegt.