Die Luftfahrt drängt beim Einsatz klimafreundlichen Treibstoffs auf eine Vorzugsbehandlung gegenüber der Autoindustrie. Jede Initiative zur Steigerung der Produktion synthetischen Kraftstoffs sei zu begrüßen, erklärte der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) am Donnerstag.

"Unverzichtbar dabei ist, wie auch im Koalitionsvertrag verankert, jenen Sektoren Priorität einzuräumen, die keine Alternative zu flüssigen Kohlenwasserstoffen haben. Dazu zählt unsere Branche", ergänzte BDLI-Chef Volker Thum. Hintergrund ist das von der deutschen Regierung angefachte Ringen in der Europäischen Union (EU) darum, ob Kraftstoffe aus erneuerbarer Energie (E-Fuels) auch bei Autos zugelassen sein sollen.

Streit um Verbrenner-Aus

Der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) will ohne eine feste Zusage der EU-Kommission dazu dem fast besiegelten Verbrenner-Ende in Europa 2035 nicht zustimmen. Auch Italien und osteuropäische EU-Länder wollen das Gesetz, das für Neuwagen ab 2035 Nullemissionen von CO₂ vorschreibt und so eine Umstellung auf batteriebetriebene Antriebe erzwingt, blockieren. Es könnte damit kurz vor dem finalen Beschluss der Mitgliedstaaten nicht die erforderliche Mehrheit finden.

Die Autoindustrie unterstützt Wissings Vorstoß. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) bekräftigte, E-Fuels leisteten einen Beitrag zum Klimaschutz, wenn sie von Bestandsfahrzeugen getankt werden können. Die EU-Kommission müsse das jetzt konkret regeln, statt es nur, wie in einer Klausel vereinbart, in Erwägung zu ziehen. Beim Hochlauf von Batterie-Elektroautos wolle die Branche dennoch nicht nachlassen.

Pilotanlage von Porsche

Von den deutschen Autobauern setzen BMW und Volkswagen "ergänzend" auf E-Fuels für die Bestandsflotten. Die VW-Sportwagentochter Porsche produziert in einer Pilotanlage in Chile bereits selbst synthetischen Kraftstoff, der bei Autos, Schiffen oder Flugzeugen eingesetzt werden kann. Alle BMW-Motoren seien bereits für höhere regenerative Kraftstoffanteile freigegeben, erklärte der Münchner Autobauer.

Auch Mercedes-Benz sieht E-Fuels als Option für die im nächsten Jahrzehnt noch vorhandenen Verbrennerautos, ergänzte aber: "Aus Gründen der Energieeffizienz ist es dennoch am besten, grünen Strom direkt in die Batterie zu laden." Bei der Herstellung von E-Fuels sinke die Energieeffizienz.