Der Streamingdienst Netflix hat zuletzt Abonnenten verloren und Prognosen sagen einen noch größeren Kundenschwund in den kommenden Monaten voraus. Daher wurden Pläne entwickelt, um die Kosten zu senken, die Einnahmen zu erhöhen und das Angebot attraktiver zu machen.

Ein wichtiger Teil dieses Planes ist es, Geld von all jenen Netflix-Nutzern zu bekommen, die den Streamingdienst seit Jahren kostenlos nutzen. Account-Sharing ist Netflix ein Dorn im Auge, denn die mehreren Profile pro Abo sollen eigentlich nur von Familienmitgliedern im selben Haushalt benutzt werden, nicht aber von Freunden oder Verwandtschaft, die auf der ganzen Welt verstreut sind. Bereits 2019 wollte Netflix dagegen vorgehen, dass nur ein Account bezahlt, aber von verschiedenen Personen genutzt wird. Doch dann kam Corona und mit der Pandemie viele neue Abonnenten.

Jetzt, wo viele Nutzer ihre Accounts wieder gekündigt haben, weil sie weniger zu Hause sind als während der Pandemie, macht Netflix Ernst. 2023 soll laut einem Bericht des "Wall Street Journals" das Jahr sein, in dem Netflix der Praxis ein Ende setzt bzw. sich dafür extra bezahlen lässt. Laut dem Bericht nutzen 100 Millionen Menschen den Videostreaming-Dienst mit geborgten Passwörtern und ohne dafür zu zahlen. In den USA will man bereits Anfang 2023 gegen das Passwort-Sharing vorgehen, heißt es. Europa soll folgen. Netflix geht davon aus, dass es sich auf Dauer rechnen wird, gegen das Passwort-Sharing vorzugehen – auch wenn der Online-Streamingdienst freilich Nutzer verlieren wird, weil sich das Streaming so nicht mehr für sie rechnet.

Kontrolle für IP-Adressen

Kann Netflix das künftig überhaupt kontrollieren? Ein Weg ist eine Kontrolle über die IP-Adressen, Geräte-IDs und über die Aktivität des Accounts. Wird ein Streaming-Abo etwa regelmäßig von zwei verschiedenen Standorten und Geräten aufgerufen, könnte das auf Account-Sharing außerhalb des eigenen Wohnsitzes hindeuten. Allerdings ist Streaming außerhalb des eigenen Wohnorts, also etwa dann, wenn man gerade auf Reisen ist, offiziell erlaubt – das würde Netflix vor Probleme stellen.

Extra-Geld für Doppelnutzung

Doch selbst wenn Netflix über technische Abfragen erkennen kann, dass ein Account mehrfach genutzt wird, bleibt die Frage, was Netflix in Folge dagegen tun will. Eine Möglichkeit wäre, Extra-Geld für die Doppelnutzung des Accounts zu verlangen. Eine andere Möglichkeit wäre, Passwort-Sharing technisch zu erschweren, dass es unattraktiv wird.

In Südamerika gibt es dazu einen Pilotversuch. Dort wird getestet, was passiert, wenn man Warnungen ausspricht. Kontobesitzer bekommen zudem einen Code geschickt, den sie eingeben müssen, wenn sich jemand von seinem Account aus einloggt und streamen möchte. Wenn der Code nicht innerhalb von 15 Minuten eingegeben wird, dann kann diese Person nicht streamen.