Der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Luis de Guindos, hat die Absicht der Notenbank zu weiteren deutlichen Zinserhöhungen bekräftigt. Der französischen Tageszeitung "Le Monde" sagte der Spanier am Donnerstag, Anhebungen um 0,5 Prozentpunkte dürften zunächst das Standardtempo werden. Dieses Tempo werde wohl eine Zeit lang beibehalten. Die bisher vorgenommenen Schritte hätten zwar einen Einfluss auf die Inflation, man müsse aber mehr tun, erklärte de Guindos.

Der Vizechef äußerte sich damit ähnlich wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde vor einer Woche. Nach der Zinssitzung hatte sie vor der Presse ebenfalls weitere Zinsanhebungen im aktuellen Tempo von 0,5 Punkten in Aussicht gestellt. Hintergrund ist die sehr hohe Inflation, die sich zuletzt zwar leicht abschwächte, mit 10,1 Prozent aber weit über dem mittelfristigen Ziel der EZB von zwei Prozent liegt. Die Wirtschaft der Eurozone schwächt sich wegen des Ukraine-Kriegs zwar ab – sie scheint aber nicht einzubrechen, wie vor nicht allzu langer Zeit noch befürchtet wurde.

Die EZB hat sich seit dem Sommer mit kräftigen Zinsanhebungen von insgesamt 2,5 Prozentpunkten gegen die hohe Teuerung gestemmt. Allerdings hatte sie davor längere Zeit gezögert, weil sie die anziehende Inflation als lediglich übergangsweises Phänomen betrachtet hatte.