Die Nachricht sorgte für Aufsehen: Die BM-Service & Invest GmbH hat von der Dolomitenbank den Trebesingerhof gekauft. Besser bekannt ist der Betrieb als Baby- und Kinderhotel von ORF-Stiftungsrat Siggi Neuschitzer. Der Unternehmer aus Trebesing, der aktuell für eine Stellungnahme nicht erreichbar war, begründete den Verkauf vor wenigen Tagen gegenüber der Kleinen Zeitung damit, dass keines seiner Kinder den Betrieb übernehmen wollte und das Hotel seit Jahren defizitär sei.

Jahrzehntelang stand Windelwirt Neuschitzer auch für die Marke Kinderhotels Europa. Im Dezember 2017 feierte er mit seinem Freund Gerhard Stroitz noch zusammen das 30-jährige Bestehen der Hotelkooperation. Beide galten seit jeher als Initiatoren, die den Kinderhotels von Kärnten aus zu einem europaweiten Siegeszug verholfen haben, der nun verblasst.

"Dinge, die man jetzt klarstellen sollte", wie Stroitz erklärt, der seit der Gründung der Kinderhotels Europa 1998 als Geschäftsführer der Hotelkooperationsgruppe fungiert. Im Jahr 2019 hat er sein Kinderhotel Gina's am Faaker See geschlossen und zu einem Landgut mit Wohnungen für Dauermieter umgebaut. Seither konzentriert er sich auf die Geschäftsführung der Kinderhotels GmbH und betont: "Was mit Herrn Neuschitzer passiert, hat nichts mit uns zu tun." In der Vergangenheit habe man kooperiert. Das sei alles.

Schon im Frühling 2020 ist Neuschitzer mit seinem 200-Betten-Haus von den Kinderhotels abgerückt. Er hat sich den Family Select Hotels angeschlossen und den Namen Anfang 2021 von Babyhotel in Hotel Trebesingerhof geändert. Damals erklärte der Hotelier den Schritt mit den Worten: "Es ist einfacher, das Haus zu verkaufen oder zu verpachten, wenn es nicht der Nische Kinderhotel mit ihren strengen Kriterien angehört, sondern auf Familienurlaub mit allen Facetten setzt." Er bleibe zwar Geschäftsführer, werde aber nicht im operativen Bereich tätig sein. Darüber hinaus übernahm er die Geschäftsführung der Werbeagentur seiner Ehefrau, der Familynetwork Nina Neuschitzer GmbH.

Von 100 blieben 50

Die Geschichte der Kinderhotels nimmt ihren Anfang 1988 unter der Schirmherrschaft der Österreich Werbung. Zehn Jahre später war sie bereits zur Marke Kinderhotels Europa GmbH mit 100 Betrieben in Österreich, Deutschland, Italien und Kroatien angewachsen. Mittlerweile firmieren weniger als die Hälfte, nämlich nur noch 50 Betriebe unter der Marke Kinderhotels. Die Gruppe selbst begründet das mit ihrem hohen Qualitätsanspruch. In Kärnten gibt es aktuell noch sieben Kinderhotels: das Sonnelino am Klopeiner See, den Kreuzwirt am Weissensee, das Ramsi am Nassfeld, das Familienhotel Post am Millstätter See, den Brennseehof, das Heidi-Hotel am Falkert und das Smileys Kinderhotel in Trebesing.

"Kinderhotels sind ein Produkt mit Zukunft, allerdings setzen sehr viele darauf. Das heißt, aufgrund des großen Wettbewerbes gibt es eine starke Auslese", sagt Martin Domenig, Managing Partner der Tourismus-Consulting-Agentur Kohl & Partner. Die Kooperationsgruppe der Kinderhotels habe in Kärnten in den letzten Jahren an Mitgliedern verloren, hat aber auch absolute "Best Practice"-Betriebe unter seinen Mitgliedern. Der Betrieb müsse also den richtigen Standort haben und immer am Puls der Zeit sein, brauche auch den Innovationsgeist eines Jungunternehmers. Ansonsten habe ein Kinderhotel keine Chance, sich am umkämpften Markt für Familienhotels zu behaupten.