Der mit der Coronakrise gewachsene Wunsch, es sich zu Hause gemütlich zu machen, sowie Ukraine-Krise und Unsicherheiten bei der Gasversorgung haben die Nachfrage nach Kachelöfen in Österreich kräftig befeuert. Sie ist in diesem Jahr um 50 Prozent gestiegen. Der Kunde suche eine kostengünstige und krisensichere, vom Strom unabhängige Heizung, wie Thomas Schiffert, Geschäftsführer des Österreichischen Kachelofenverbandes, betont. Der Kachelofen-Boom ist kein Einzel-Phänomen. Schon im Sommer hat ein regelrechter Ansturm auf Öfen eingesetzt.

Derzeit gibt es in Österreich bereits rund 450.000 Kachelöfen, was einem Anteil von 13 Prozent der österreichischen Haushalte entspricht. Pro Jahr kommen rund 10.000 Kachelöfen in Österreich dazu. Damit ist das Potenzial nicht ausgeschöpft. Es liegt bei 12.000 bis 15.000 Kachelöfen pro Jahr. "Ein Kachelofen ist immer ein Unikat, das vom Hafner, Ofenbauer oder Ofensetzer individuell geplant wird und vor Ort gesetzt", betont Schiffert. Ab 9000 Euro ist so ein Ofen, der großteils aus keramischem Material besteht und stundenlang Strahlungswärme abgibt, erhältlich. Der Durchschnittspreis bewegt sich aber zwischen 12.000 und 15.000 Euro. "Dies entspricht einem Neuerrichtungswert bei heimischen Kachelöfen von rund 150 Millionen Euro", erläutert Schiffert. Laut einer Studie der Österreichischen Energieagentur hat der Kachelofen von allen Heizsystemen die höchste heimische Wertschöpfung. Die allgemeine Teuerung ist auch bei den Kachelöfen spürbar. Die Anschaffungskosten sind um rund zehn Prozent gestiegen. Der Kachelofenverband-Geschäftsführer schließt nicht aus, dass weitere zehn Prozent in den kommenden Monaten dazu kommen.

Forderung an den Gesetzgeber

Im Jahr 2012 ist die Richtlinie des OIB (Österreichisches Institut für Bautechnik), die in jeder Wohneinheit mindestens in einem Raum einen Rauchfang vorschreibt, gefallen. Damals hat man Kostenargumente dafür ins Feld geführt. Der Österreichische Kachelofenverband fordert vom Gesetzgeber, dass diese Richtlinie wieder eingeführt. Denn gerade die aktuelle Situation und die Sorgen vor einem Blackout würden zeigen, wie wichtig es sei, auch in Wohnungen von Mehrparteienhäusern, mindestens einen Raum ohne Strom heizen zu können.

Dass Kachelöfen Feinstaub produzieren, sei nicht richtig, betont Schiffert. In den vergangenen 20 Jahren hätten sich die Emissionswerte der österreichischen Kachelöfen um 85 Prozent reduziert. "Allein die Feuerwerke in der Silvesternacht verursachen binnen weniger Stunden mehr Feinstaub als alle österreichischen Kachelöfen in einem Jahr", sagt der Experte. Moderne, handwerklich gesetzte Kachelöfen würden nahezu keinen Feinstaub erzeugen und seien mit dem österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet

Aktuell gibt es in Österreich 600 Hafnerbetriebe, von denen 150 am 14. Oktober zum Tag des Kachelofens laden. Wie auch in anderen Branchen gibt es einen Arbeitskräftemangel. 200 Hafner würden zusätzlich gebraucht.