Die europäischen Leitbörsen haben den Handel am Freitagnachmittag tief in der Verlustzone beendet. Nach den jüngsten Zinserhöhungen großer Notenbanken bleibt die Stimmung der Anleger gedrückt, dazu belasteten die überraschend schwach ausgefallenen Stimmungsbarometer der Unternehmen, welche zudem auf eine Rezession hindeuteten.

Der Euro-Stoxx-50 schloss bei 3.348,60 Punkten und somit 2,29 Prozent tiefer als am Vortag. Auf Wochensicht steht beim Leitindex der Eurozone ein Minus von über vier Prozent, zudem hatte er im Verlauf bei 3.330,10 Zählern ein Tief seit November 2020 markiert. Der deutsche DAX gab 1,97 Prozent auf 12.284,19 Einheiten ab. In London ermäßigte sich der FTSE-100 ebenfalls um 1,97 Prozent auf 7,018,60 Zähler.

Der Dow Jones gab deutlich um 486,27 Einheiten oder 1,62 Prozent auf 29.590,41 Punkte ab und ist damit auf den tiefsten Stand seit November 2020 gefallen. Auf Wochensicht musste der US-Leitindex einen Verlust von etwa vier Prozent verbuchen. Der 500 ausgewählte US-Unternehmen fassende S&P-500 Index fiel um 1,72 Prozent auf 3.693,23 Zähler. Der Technologieindex Nasdaq Composite schwächte sich um 1,80 Prozent auf 10.867,93 Punkte ab. Damit ging an den US-Börsen der jüngste Abwärtsschub weiter und es musste bereits die 5. Verlustwoche in sechs Handelswochen hingenommen werden.

Giftiger Mix drückt auch Wiener Börse nach unten

Auch die Wiener Böse hat den Handel am Freitag mit deutlichen Kursverlusten beendet. Rezessionsängste und Zinssorgen sowie starke geopolitische Spannungen lasteten auch zum Wochenausklang auf den Märkten und sorgten für eine anhaltend hohe Volatilität. Einen weiteren Dämpfer erhielten die Märkte am Berichtstag von Konjunkturdatenseite - im Euroraum hat sich die Unternehmensstimmung im September weiter verschlechtert.

Der heimische Leitindex ATX startete schon klar schwächer in die Sitzung und weitete seine Abschläge ab Mittag dann noch einmal deutlich aus. Er schloss um kräftige 3,59 Prozent oder 101,74 Punkte tiefer auf 2.731,46 Einheiten. Auch der breiter gefasste ATX Prime gab um 3,44 Prozent auf 1.382,59 Zähler nach.

Unternehmensstimmung verschlechtert

"Der Risk-Off Modus am Aktienmarkt dauert an. Zinserhöhungen, steigende Renditen und eine steigende Volatilität an den Märkten stehen einer baldigen Erholung der Leitindizes entgegen", heißt es von den Marktexperten der Erste Group. Am Mittwoch hatte die US-Notenbank Fed den Leitzins zum dritten Mal in Folge um 75 Basispunkte angehoben. Auch andere Notenbanken stemmten sich zuletzt mit Zinsanhebungen gegen die hohe Inflation - und nehmen dafür laut den Ökonomen der Helaba auch konjunkturelle Abschwächungen oder Rezessionen in Kauf.

Ein weiterer Dämpfer kam dahingehend von Datenseite: Die Unternehmensstimmung im Euroraum hat sich im September weiter verschlechtert. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global fiel zum Vormonat um 0,7 Punkte auf 48,2 Zähler. Der Indikator liegt damit so tief wie seit 20 Monaten nicht mehr. Zudem wird die Wachstumsschwelle von 50 Punkten klar unterschritten, was auf eine schrumpfende Wirtschaft hindeutet. "Im Euroraum stehen die Zeichen auf Rezession", konstatierte der Ökonom Christoph Weil von der Commerzbank in seiner Reaktion auf die Zahlen.

Starke Abschläge bei den Ölwerten, OMV minus 8,1 %

In Wien sorgten vor allem starke Abschläge bei den Ölwerten für fallende Kurse beim ATX - die Papiere der OMV rutschten um 8,1 Prozent ab, bei Schoeller-Bleckmann ging es um 8,2 Prozent nach unten. Hier belasteten vor allem die Ölpreise, die ihre Verluste am Freitag im Späthandel deutlich ausgeweitet hatten.

Daneben gaben auch die im Leitindex schwer gewichteten Banken Erste Group (minus 5,1 Prozent) und BAWAG (minus 3,7 Prozent) deutlicher als der Gesamtmarkt nach. Verkauft wurden auch Immo-Werte. UBM schlossen um 5,8 Prozent schwächer, Immofinanz büßten 5,9 Prozent ein und CA Immo fielen um 2,1 Prozent.