Der Handel kann nur auf den ersten Blick mit der aktuellen Geschäftsentwicklung zufrieden sein: "Bei näherem Hinsehen bleibt angesichts der hohen Preissteigerungen vom Wachstum kaum etwas übrig", so Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) in einer Aussendung. Nach den Strompreiserhöhungen bleibe von den zum Teil mageren Gewinnmargen nichts mehr übrig, verdeutlichte der Handelsobmann die aktuelle Situation.

Der gesamte Handel erzielte im Halbjahr - vom Großhandel gibt es nur Zahlen bis Mai - ein Umsatzplus von 14,4 Prozent, wie aus einer Studie des Economica Institutes auf Basis der Daten von Statistik Austria hervorgeht. Doch bereinigt um die steigenden Preise bleibt nur ein Plus von 1,5 Prozent über. Vor allem der Großhandel litt unter stark steigenden Vorleistungskosten.

Der Einzelhandel kann für das Halbjahr zwar ein Umsatzwachstum von 7,6 Prozent verbuchen, aber preisbereinigt bleibt nur ein Plus von 0,2 Prozent. Der Großhandel kann sich zumindest über einen preisbereinigten Umsatzanstieg von 5,4 Prozent freuen. Preiserhöhungen der Hersteller, hohe Energiekosten sowie Liefer- und Logistikschwierigkeiten führten zum Preisanstieg im Großhandel, so Trefelik. Allerdings seien diese Preiserhöhungen noch nicht im Einzelhandel angekommen. Während der Großhandelspreisindex um 22,5 Prozent gestiegen ist, legten die Einzelhandelspreise bisher nur um 7,4 Prozent zu.

Wobei sich die Branchen unterschiedlich entwickelt haben. Zu den Gewinnern zählten die Modebranchen, auch wenn sie die Rückgänge der vergangenen Jahre nicht kompensieren konnten. So verzeichnete der Bekleidungseinzelhandel ein Umsatzplus von 21,7 Prozent und der Schuheinzelhandel ein Plus von 12,3 Prozent. Der Umsatz des Bekleidungseinzelhandels lag damit noch immer 12,7 Prozent unter dem ersten Vorkrisen-Halbjahr 2019. Beim Schuheinzelhandel lagen die Umsätze sogar um 21,2 Prozent unter dem Vorkrisenniveau.

Gewinner Sportartikelhandel

Zumindest nominell zu den Gewinnern zählten der Sportartikeleinzelhandel mit einem Plus 6,6 Prozent sowie Drogerien und Apotheken mit 6,4 Prozent. Zu den Verlierern im Einzelhandel zählte die Kfz-Wirtschaft mit einem nominellen Umsatzrückgang von 4,8 Prozent. Bereinigt ergibt das ein Minus von 12 Prozent. Noch größere Einbußen verzeichnete der Elektroeinzelhandel mit einem nominellen Umsatzrückgang von 17,5 Prozent und der Möbeleinzelhandel mit einem Minus von 18,9 Prozent.

Positiv entwickelte sich die Beschäftigung: So verzeichnete der Handel erstmals mehr als 570.000 Beschäftigte. Rund 40.000 davon gelten als geringfügig Beschäftigte. Im Großhandel waren damit im Jahresvergleich um 3 Prozent mehr beschäftigt, im Einzelhandel um 2,6 Prozent. Im Bereich Handel wurden im Halbjahr 14.285 Arbeitslose gemeldet. Demgegenüber stehen 21.049 offene Stellen. Trefelik hofft, dass die geplante Arbeitsmarktreform eine Entspannung bei der Personalsituation bringt. Darüber hinaus sei der Ausblick auf das zweite Halbjahr mit vielen Fragen behaftet: So hofft der Handelsobmann weiter, dass eine sinkende Sparquote dem Handel zugutekommt. Die gestiegenen Energiepreise könnten auf Dauer nicht vom Handel getragen werden.