In Taiwan ist die Mikroelektronik ganz groß. Auf die Spitze treibt das zugegebenermaßen eher plumpe Wortspiel der Konzern TSMC.

Dieser ist am globalen Halbleitermarkt nämlich die uneingeschränkte Nummer eins. Und dadurch essenziell für elektronische Konsumgüter, die Autoindustrie oder militärische Anwendungen. Bei der Auftragsfertigung von Chips entfallen mehr als 50 Prozent des Weltmarktes einzig und allein auf den 1987 gegründeten taiwanesischen Konzern. Apple, Tesla, Nvidia – alle bestellen sie bei TSMC, das seinen Einflussbereich sukzessive ausbaut. Alleine heuer kündigte der Riese Investitionen in Höhe von mehr als 40 Milliarden US-Dollar an. Was in etwa jener Summe entspricht, die Europa als Gesamtes für den „European Chips Act“ aufbringen will. Darüber hinaus findet sich mit ASE auch der globale Marktführer für die Montage und das Testen von Chips in Taiwan.

Wie die asiatische Insel zur vielseitigen Chip-Hochburg wurde? Hermann Ortner, Wirtschaftsdelegierter in Taipeh, sieht vor allem eine „sehr früh begonnene Spezialisierung“. Ein Schulterschluss zwischen Politik, Universitäten, Forschungsinstituten, Kapitalgebern und Industrieinteressen sorgte für gewaltigen Rückenwind. Heute werden nicht nur gute Preise geboten, sondern auch Produkte der höchsten Technologiestufen. „Wenn das nicht mehr lieferbar wäre, gäbe es kaum jemanden, der das auch nur annähernd ersetzen könnte“, sagte jüngst ein Branchenkenner zur Kleinen Zeitung. Dessen Projektion bekommt jetzt bedrohendes, reales Gewicht.

Kaum Schulden, wenige Arbeitslose

Die von China im Zuge des Taiwan-Besuchs von US-Politikerin Nancy Pelosi angekündigten militärischen Übungen könnten die Ausfuhren aus Taiwan nämlich einschränken und die globalen Lieferketten gehörig durcheinanderütteln. Umso genauer blicken zurzeit heimische Konzerne nach Taiwan. Viele Halbleiter- und Sensorspezialisten sind auf TSMC angewiesen. Als Lieferant, der Teile der später weiterverkauften Produkte zunächst in Taiwan fertigt. Und auch als technischer Kooperationspartner.

Was Taiwan abseits der Halbleiterei ökonomisch auszeichnet? Stabiles Wachstum, kaum Staatsverschuldung, niedrige Inflation und geringe Arbeitslosigkeit prägen das Bild des „klassischen Exportlandes“, schildert Hermann Ortner. Die Gesellschaft sei „sehr leistungsorientiert“, die Insel „sehr gut organisiert“. Zugleich gilt die übermäßige Abhängigkeit von wenigen Schlüsselsektoren, primär der Elektronikindustrie, ebenso wie die starke Abhängigkeit von der Konjunktur des chinesischen Marktes auch als Schwachstelle des Standorts.

Jedenfalls zählt Taiwan neben China, Japan und Südkorea zu Österreichs wichtigsten Handelspartnern in Fernost. Die Exporte legten 2021 um mehr als ein Drittel zu. Gefragt seien vor allem österreichische „Maschinen und Ausrüstungen für die Produktion von Halbleitern“, sagt Ortner. Dabei bilden die offiziellen Statistiken die Bedeutung Taiwans nur teilweise ab. Das hat primär damit zu tun, dass viele taiwanesische Firmen in China sitzen und auch ihre Waren dorthin bestellen.