Weiterbildungsmaßnahmen des AMS helfen dabei, die Kluft am Arbeitsmarkt zu überwinden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo. Die Chancen, einen Job zu finden, steigen stark, wenn Arbeitslose an solchen teilnehmen. Profitieren würden vor allem jene, die es sonst besonders schwer am Arbeitsmarkt haben: Frauen, Menschen mit Pflichtschulabschluss und Langzeitarbeitslose, so Wifo-Chef Felbermayr bei einem Pressegespräch.

Die Studie untersuchte Qualifizierungsmaßnahmen des AMS im Zeitraum von 2013 bis 2017. Dabei wurden die an den Aus- und Fortbildungsprogrammen Teilnehmenden jenen Menschen gegenüber gestellt, die derartige Programme nicht besuchten. "Die Effekte sind groß", sagte Felbermayr hinsichtlich des Studienergebnisses, "der Anteil der Arbeitslosen, die sechs Jahre später in Beschäftigung sind, erhöht sich um zehn Prozentpunkte".

750 Millionen Euro im Jahr 2021

Allein im vergangenen Jahr seien 750 Millionen Euro in die Hand genommen worden, um Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen des AMS zu finanzieren. Besonders effizient sei die Kurskostenbeihilfe - auch für den Fiskus. Maßnahmen wie diese würden Arbeitslose rascher in den Arbeitsmarkt zurückbringen und diese wiederum schneller Versicherungsbeiträge und Einkommenssteuer zahlen.

Die Beihilfe rechne sich für den Staat bereits nach sechs Jahren, bei anderen Maßnahmen dauere es etwas länger. Es ginge aber nicht nur darum, öffentliche Ausgaben einzusparen, so Felbermayr, sondern auch, produktive Menschen für den Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stellen. Davon profitiere die Wirtschaft und damit steige die Bruttowertschöpfung. Für die Menschen selbst sei es auch ein Gewinn, weil der Weg aus der Arbeitslosigkeit ihre Lebenszufriedenheit und Gesundheit verbessere.

Hebel, um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen

Aus den Wifo-Studienergebnissen ließen sich auch Schlüsse für die anstehende Arbeitsmarktreform ableiten, so Felbermayr: Aktive Arbeitsmarktpolitik stelle einen potenten Hebel dar, um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, daher gehöre diese verstärkt und noch weiter optimiert.

Auch Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) zeigte sich bei dem Pressegespräch am Donnerstag von der Wirksamkeit der Qualifizierungsmaßnahmen überzeugt und führte die Corona-Joboffensive als erfolgreiches Beispiel an. Knapp 205.000 Menschen hätten bisher ein Aus- oder Weiterbildungsprogramm im Rahmen der Joboffensive besucht. 48 Prozent der teilnehmenden Menschen seien bereits drei Monate nach Abschluss der Maßnahme zurück am Arbeitsmarkt, nach sechs Monaten mehr als die Hälfte (58 Prozent). Insgesamt 90.000 Menschen hätten durch diese Maßnahmen wieder einen Job gefunden, so der Minister.

Die Corona-Joboffensive läuft noch bis Ende des Jahres, im Rahmen der Budgetverhandlungen wolle Kocher sich aber für die Finanzierung der Qualifizierungsmaßnahmen darüber hinaus einsetzen.

"Viele Schrauben, an denen gedreht werden muss"

Die Wirtschaftskammer begrüßte die Evaluierung der Weiterbildungsmaßnahmen des AMS. "Aus- und Weiterbildung ist sehr wichtig, aber nur eine von vielen Schrauben, an denen wir drehen müssen", sagte der WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf in einer Aussendung, "Wir brauchen außerdem eine verstärkte überregionale Vermittlung sowie eine rasche Umsetzung der geplanten Arbeitsmarktreform. Es geht darum, sämtliche verfügbare Arbeitskräftepotenziale zu heben und entsprechend zu fördern".