In rund jedem zehnten Haushalt in der Eurozone werden Krypto-Assets wie Bitcoins gehalten. Dies geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Pilot-Studie der Europäischen Zentralbank (EZB) hervor. Basis für die Zahl ist eine Umfrage von November 2021 unter 10.000 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren in den Ländern Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande und Spanien.

Was sich zeigt: Der Besitz von Bitcoin & Co. in den Niederlanden mit 14 Prozent der Haushalte populärer als in Deutschland mit rund neun Prozent und Frankreich, wo es nur sechs Prozent sind. Spanien und Italien kommen auf rund elf Prozent und Belgien liegt mit zehn Prozent genau im Schnitt. Prinzipiell sind junge Männer eher bereit, Geld in Kryptowährungen anzulegen. Spannend ist dabei, dass Kryptowährungen einerseits finanziell gut gebildete und gut situierte Personen anziehen, aber ebenso finanziell wenig gebildete Menschen aus den unteren Einkommensschichten. Am geringsten ist die Quote an Kryptowährungsbesitzern in der klassischen Mittelschicht.

Die Umfrage lässt auch vermuten, dass die Besitzer von Kryptowährungen in Europa eher vorsichtig veranlagt sind. 37 Prozent der Befragten über Krypto-Assets im Wert von schätzungsweise bis zu 999 Euro. Bei 29 Prozent sind es zwischen 1.000 und 4.999 Euro und bei 13 Prozent 5.000 bis 9.999 Euro. Nur 21 Prozent haben mehr als 10.000 Euro in die hochriskanten digitalen Anlageformen investiert.

Kritik an Hebelhandel

Die EZB hat auch die möglichen Auswirkungen des Handels mit Kryptowährungen auf die finanzielle Stabilität der Eurozone untersucht. Aktuell würden Kryptowährungen zwar kein Risiko darstellen, doch die Autoren erkennen zwei Trends, die durchaus bedrohlich sind: Hebelhandel mit Kryptowährungen und Kreditgeschäfte mit den digitalen Coins.

So wird kritisiert, dass man auf populären Handelsplattformen mit nur einer Coin als Sicherheit 125 Coins ausborgen kann, um damit zu handeln. Das birgt für die Investoren ein erhebliches Risiko. Die Autoren ziehen hier den Vergleich zur Subprime-Krise 2008, welche die globale Finanzkrise ausgelöst hat. Auch das Verleihen von Kryptocoins wird kritisch gesehen, da Plattformen hier wohl gegen Gesetze verstoßen.

Schnellere Regulierung

Generell fordern die Autoren die EU-Kommission auf, bei der Regulierung von Kryptowährungen schneller zu agieren. Aktuell wird ja über das sogenannte Mica-Paket verhandelt, das aber wohl frühestens 2024 in Kraft treten wird und dann auch nur für Krypto-Anlagen anwendbar ist, die nach diesem Zeitpunkt neu in den Markt kommen. Ohne ordentlichen Regeln seien vor allem Kleinanleger einem hohen Risiko ausgesetzt. Das reicht von falschen Informationen seitens der Emittenten der jeweiligen Kryptowährungen bis zu fehlenden Konsumentenschutz, da diese ihre Firmenzentralen außerhalb der EU haben.

Für die Studienautoren kann Mica daher auch nur ein erster Schritt sein. Vor allem das zunehmende Verschmelzen von klassischen Finanzmärkten mit dem Markt für Kryptowährungen bedürfe einer genauen Analyse.